Der Besen wird zum Sportgerät: Ausgeschlafen präsentieren sich am Neujahrstag die Locken im Duell gegen Glatze. Sowohl der Nachwuchs als auch die alten Hasen siegen in Fellbach souverän – das Publikum spart weder mit Jubel noch mit Barem.

Fellbach - Ob sie zur Vorbereitung am Silvesterabend schon vor Mitternacht ins Bett gegangen sind oder nur mit Sprudel aufs Jahr 2020 angestoßen haben, bleibt das Geheimnis der Besen-Eishockey-Spieler der Teams von Glatze und Locke. Jedenfalls präsentierten sich am Neujahrsnachmittag alle Teams in ausgeschlafenem und fittem Zustand. Und die Locken konnten auch im 19. Jahr ihren Siegeslauf fortsetzen.

 

Auch der Nachwuchs, die Löckle, war bestens vorbereitet

Da half auch der Schlachtruf der Glatzen „Haut die Locken auf die Socken“ nichts – die Herren im weißen Trikot erkämpften sich mit ihren fliegenden Besen souverän mit 7:2 den Sieg. Auch der Nachwuchs, die Löckle, war bestens vorbereitet. Sie entschieden nach einem zunächst 2:2 Unentschieden gegen die Glätzle beim Final-Schießen die Partie mit 4:3 für sich. Während bei den Glatzen und Locken die Männer unter sich blieben, spielten in den Nachwuchsmannschaften Jungs und Mädchen in ausgeglichenem Verhältnis. Fast alle sind Söhne und Töchter ehemaliger oder aktuell aktiver Spieler.

Der Nachwuchs sammelt für die Aktion 6666 Foto: Brigitte Hess

Bestens gefüllt waren die Ränge am sonnigen Neujahrstag, zwischen Glühwein- und Würstchenbude standen die Menschen dicht gedrängt. Viele Besucher sind Stammgäste und pilgerten zur Eisbahn auf dem Guntram-Palm-Platz. „Was soll man am Neujahrstag denn sonst tun?“, sagte ein junger Vater.

Die Zuschauer lebten nicht ganz ungefährlich, immer wieder verirrten sich hart geschlagene Bälle in ihre Reihen. Zimperlich sind die Spieler nicht. Mit Straßenschuhen und Besen ausgestattet, hechten sie mit Ganzkörpereinsatz über das Eis, während der drei jeweils 15-minütigen Spielzeiten werden die erschöpften Spieler laufend ausgewechselt. Tim-Florian Nagel etwa gehört seit dem ersten Spiel vor 19 Jahren zur Mannschaft der Locken. Nun denkt der erfolgreiche Torjäger aber ans Aufhören: „Ich glaube, ich bin dieses Jahr das letzte Mal dabei“, sagte er. Ein Ehrentrikot bekam Rolf Krautter von Locken-Trainer Siggi Fleischmann überreicht. Krautter geht Ende 2020 in den Ruhestand, er betreute die Spieler-Teams seit dem ersten Spiel.

Die Zuschauer waren mit Herzblut bei der Sache

Zum ersten Mal mischte sich auch die Oberbürgermeisterin Gabriele Zull unter die Zuschauer: „Ich hatte versprochen, dass ich, sobald wir in Fellbach wohnen, beim Spiel dabei sein werde“, sagte sie. Die Zuschauer waren mit Herzblut bei der Sache, rissen in La-Ola-Wellen die Arme hoch, stöhnten bei verpatzten Torchancen auf – und sparten weder mit Applaus noch mit Barem: Münzen und Scheine flogen während der kurzen Pausen aufs Eis und wurden von fleißigen Helfern aufgesammelt. Denn das wilde Vergnügen dient wohltätigen Zwecken: Alljährlich kommt eine fünfstellige Summe zusammen für verschiedene soziale Einrichtungen und vor allem für die Aktion 6666 der Fellbacher Zeitung, die in Not geratene Bürger unterstützt.