Die Mensa-Chefin Martina Wößner bringt Kindern richtiges Benehmen und Knigge-Regeln bei.

Renningen - Der Tisch ist festlich gedeckt, die Kinder schick gekleidet und zu essen und trinken gibt es reichlich. An der langen Tafel sitzen die Kinder und unterhalten sich angeregt, doch Achtung: Mit vollem Mund spricht keiner an diesem Dienstag in der Mensa in Renningen.

 

Denn die 20 Kinder zwischen acht und elf Jahren lernen gutes Benehmen. „Alles Knigge oder was?“ heißt das Ferienprogramm des Mensavereins Renningen. Den Kindern wird vieles beigebracht, etwa, wie man eine Person richtig begrüßt, welche Tischmanieren es gibt und wie man sich passend kleidet.

„Am Anfang waren die Kinder alle noch etwas schüchtern und wussten nicht so richtig, was genau sie tun sollten, aber das hat sich schnell gelegt“, erzählt Martina Wößner, die Küchenchefin der Renninger Mensa. „Sie haben aber mittlerweile richtig Spaß an der Sache und sind aufgetaut.“ Am Anfang habe sie etwas Bammel gehabt, dass die Kinder keine Lust haben. „Aber sie waren alle sehr aufgeschlossen und meine drei Mitarbeiterinnen und ich konnten gut mit ihnen arbeiten“, berichtet Wößner.

Es gibt ein Vier-Gänge-Menü

Das Essen, das sie im Laufe des Tages zusammen gegessen haben, haben die Kinder am Morgen gemeinsam zubereitet und dabei keine Mühen gescheut – denn es gab ein Vier-Gänge-Menü. Erst eine Maultaschensuppe mit Backerbseneinlage, dann als zweiten Gang Tomate-Mozzarella. Der Hauptgang waren Hamburger mit Salat, Tomaten und Zwiebeln. Das Dessert am Ende war frisch geschnittener Obstsalat. Zu trinken gab es neben normalem Mineralwasser auch Wein – wobei der Rotwein natürlich in Wahrheit Johannisbeerschorle, und der Weißwein eigentlich Apfelschorle war.

Als die Kinder gerade vor ihrem Hamburger sitzen, sind einige etwas verunsichert, ob sie diesen nun mit Messer und Gabel oder doch mit der Hand essen dürfen. Aber Martina Wößner beruhigt sie: „Den Hamburger dürft ihr ruhig mit der Hand essen, doch bleibt trotzdem bitte gerade sitzen und nehmt kleine Bissen.“ Dass die Kinder an diesem Tag gut gekleidet sind, ist dem Mensaverein wichtig, da auch anständige Kleidung zu einem guten Benehmen dazugehört. Deshalb haben sie extra eine Verkleidungskiste des Diakonieladens Malmsheim zur Verfügung gestellt bekommen.

Auch den Kindern hat der Tag sehr viel Spaß gemacht. Aber nicht für alle war alles neu. „Ich wusste schon ziemlich viel“, sagt Kjell. „Das einzig Neue war das Serviettenfalten“, erzählt der Zehnjährige. Gerade das Kochen in Gruppen fanden die meisten toll, denn daheim hilft man zwar schon mal der Mama, aber ganz so selbstständig haben viele noch nie gekocht.

Selbst viele Eltern wissen es nicht

So hat gerade dem neunjährigen Kyle das Kochen besonders viel Spaß gemacht: „Das Aufwendigste war die Maultaschensuppe, aber das haben wir trotzdem gut hingekriegt.“ Viele erzählen außerdem, dass ihre Eltern daheim auch nicht alles perfekt können, etwa das Tischdecken. „Meine Eltern haben daheim immer den Ellenbogen auf dem Tisch – und das gehört sich nicht“, sagt die neunjährige Kim.

Dass von diesem Tag etwas hängen bleibt und sich die Kinder an einiges erinnern, davon ist Martina Wößner überzeugt. „Als ich die Kinder mal nicht korrekt mit ‚Fräulein’ oder ‚der Herr’ angesprochen habe, sondern einfach flapsig meinte ‚Hey du, willst du noch was trinken’, wurde ich direkt drauf hingewiesen, dass ich mich freundlicher ausdrücken solle“, berichtet die Mensachefin. „Auch als ich das Getränk von der falschen Seite eingegossen habe, ist das den Kindern sofort aufgefallen.“