Im Zentrum von Stuttgart gibt es immer weniger Tankstellen. Diese Entwicklung macht die CDU-Fraktion unruhig - auch wegen ökologischer Bedenken.

Stuttgart - Im Zentrum von Stuttgart gibt es immer weniger Tankstellen. In den vergangenen Jahren wurde nicht nur die Anlage unter der Paulinenbrücke abgeschafft. Die Breuninger-Tankstelle und die Tankstelle an der Heilbronner Straße oberhalb des Hauptbahnhofs mussten ebenfalls weichen. Und bald soll es sich auch beim Züblin-Parkhaus im Leonhardsviertel und in der Mercedesstraße ausgezapft haben.

 

Diese Entwicklung schürt bei der CDU-Gemeinderatsfraktion derzeit Bedenken. So befürchtet der Stadtrat Alexander Kotz nicht nur Unannehmlichkeiten für die Autofahrer und ökologische Konsequenzen durch unnötig weite Fahrtwege zur nächsten Tankstelle. Er stellt sich auch die Frage, ob Tankstellen-Standorte, die für den zukünftigen Einsatz alternativer Kraftstoffe wie Wasserstoff oder Erdgas bereitgestellt werden müssen, ausreichend vorhanden sein werden.

Außerdem herrscht in der CDU-Fraktion Unsicherheit darüber, ob neue Tankstellen künftig überhaupt noch genehmigt werden. Deshalb will die CDU diese Fragen von der Verwaltung prüfen lassen. Voraussichtlich im Oktober soll im Ausschuss für Umwelt und Technik darüber berichtet werden.

Dieselbe Anzahl wie vor 20 Jahren

"Vor dem Hintergrund der Luftreinhaltung kann es nicht das Ziel der Stadt sein, dass Kraftfahrer immer mehr zusätzliche Strecken zurücklegen müssen, um an den weniger werdenden Tankstellen Treibstoff zu bekommen", erklärt Alexander Kotz. Außerdem, so der Stadtrat weiter, werde man auch für die Betankung mit neuartigen Energieträgern oder für Elektrofahrzeuge künftig eine Art Tankstelle benötigen. "Deshalb wollen wir so viele der bestehenden Tankstellen beibehalten, wie nötig sind, um ein flächendeckendes Netz gewährleisten zu können", so Kotz.

Für den Leiter des Amts für Umweltschutz, Werner Flad, ist hingegen klar, dass nach wie vor genügend Tankstellen im Stadtgebiet vorhanden sind. So habe es vor 20 Jahren rund 100 Anlagen in Stuttgart gegeben, etwa dieselbe Anzahl, so Flad, gebe es noch heute. "Einerseits sind natürlich einzelne Tankstellen geschlossen worden, andererseits haben andernorts auch wieder Tankstellen eröffnet", so Flad. Beispiele dafür, so Flad weiter, seien etwa neuere Zapfanlagen an der Mittleren Filderstraße in Plieningen, in Weilimdorf und auf dem Pragsattel. Lediglich in den 1990er-Jahren wurden Flad zufolge etliche Tankstellen aufgrund von verschärften umweltrechtlichen Auflagen aufgegeben.

Von einem "Tankstellensterben", wie es die CDU-Gemeinderatsfraktion befürchtet, spüren auch die großen Mineralölkonzerne nichts. "Unser Tankstellennetz ist nach wie vor sehr konstant", erklärt Detlef Brandenburg, der Pressesprecher der AralAG. Auch der Shell-Konzern sieht keinen Anlass zur Sorge. "Gerade im Großraum Stuttgart bauen wir unser Netz immer weiter aus," sagt die Pressesprecherin Cornelia Wolber.

Wenige große Stationen übrig

Doch nicht alle Stadträte befürchten einen Zapfsäulenmangel. Die Grünen-Fraktion im Rat hatte sich vor Kurzem sogar dafür eingesetzt, sogar eine abzubauen - die im Stadtgarten gegenüber dem Katharinenhospital, weil sie nicht in einen Park, neben ein Restaurant, passe. Die Grünen waren davon ausgegangen, der Pachtvertrag würde im kommenden Jahr auslaufen- er endet aber erst im Jahr 2020, so dass dieser Standort erhalten bleiben wird.

Die Anzahl der Tankstellen im Stadtgebiet sei ausreichend, sagt der Sprecher des ADAC, Reimund Elbe. "Probleme gibt es auf dem Land, weil es dort auch mal 20 bis 40 Kilometer bis zur nächsten Station sein können", sagt er. Allerdings übt der ADAC Kritik an den Standorten: Für Ortsfremde könne die Suche nach Kraftstoff in der Innenstadt schwierig werden, da viele Tankstellen an den Ein- und Ausfallstrecken liegen. "Was wir nicht brauchen können, ist ein Tanksuchverkehr", sagt Elbe.

Ein großes Tankstellensterben habe es in Deutschland in der Vergangenheit gegeben, betont Elbe. In den zurückliegenden 40 Jahren sei ihre Zahl von 47.000 auf 14.000 gesunken. Die Stationen, die überlebt haben, seien dafür immer größer geworden. "Vom Spritverkauf allein können die Betreiber nicht leben, da kassiert vor allem der Staat. Deswegen sind die Shops immer wichtiger geworden", sagt der ADAC-Sprecher.