Beobachtungen vom 174. Cannstatter Volksfest Knie zeigen nur die Bayern

Der Wasenhocker ist wieder unterwegs. Er sagt: Donald Trump aufgepasst, beim Volksfest gibt es das am schwersten zu erringende Amt der Welt. Und erläutert den Dresscode für Schwaben.
Stuttgart - In einer Monarchie brauchen die Untertanen Glück. Oft war es ja so, dass Generationen von Hochzeiten zwischen Vettern und Bäsle an der Intelligenz der Nachfahren knabberten. So mancher König war einfach riegeldumm. Oder hartherzig, so wie Friedrich I. von Württemberg. Nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien verdunkelten Tonnen von Asche die Sonne auch in Süddeutschland. Die Ernte faulte. Wilhelm kümmert das nicht. Während er immer fetter wurde, hungerten die Menschen. Erst Sohn Wilhelm half und und 1818 gab es das erste Volksfest. Doch auch die Weisheit des gesammelten Volkes bringt nicht immer die hellsten Köpfe an die Spitze. Siehe Donald Trump. Der immerhin weiß, wie man Großbuchstaben bei Twitter tippt. Um so was zu vermeiden, haben die Schausteller ein geniales System, findet der Wasenhocker. Wasenbürgermeister wird nur, wer sich bewährt. Michael Föll musste warten, und auch sein Nachfolger als Kämmerer, Thomas Fuhrmann, muss sich empfehlen. Den Fassanstich beim Frühlingsfest meisterte er, auch die erste Rede beim Traditionsmorgen am Sonntag, auch das huldvolle Winken beim Umzug beherrscht er schon. Am Dienstag trat er beim traditionellen Frühstück der Schausteller im Weinzelt der Familie Zaiß auf. Es war solide, mit Luft nach oben, ohne grobe Schnitzer. Wenn der Eindruck nicht täuscht, wird er bei der 125-Jahr-Feier des Schaustellerverbands Südwest seine Amtskette erhalten. So er nicht doch noch so ins Fettnäpfchen tritt wie VfB-Spieler Atakan Karazor und vom „Stuttgarter Oktoberfest“ spricht.
Knie zeigen nur die Bayern
Die Eröffnung des Cannstatter Volksfestes gebührt jedoch stets dem Oberbürgermeister. Fritz Kuhn kommt fast ausschließlich mit vier Schlägen und ohne Krachlederne aus. Er trägt stets lang, die Beine züchtig mit Stoff bedeckt. „Als Kind musste ich immer eine Lederhose tragen“, sagt der Allgäuer Kuhn, „mit langen Strümpfen, die haben vielleicht gekratzt.“ Eine kurze Lederhose samt langer Strümpfe kommt ihm also nicht mehr an die Haut. Übrigens, so hat der Wasenhocker von Trachtenkundigen erfahren, spart der Schwabe zwar an vielem, aber nicht an der Hose. Der Württemberger trägt nicht knackig kurz, allenfalls eine Kniebundhose ist erlaubt. Also Vorsicht, mit kurzer Lederhose verkleidet mann sich als Bayer.
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