Die Stuttgarter Anlaufstelle für Familienplanung und Sexualberatung, Pro Familia, sucht in der Stadt nach Büroräumen mit mindestens 400 Quadratmetern – bisher ohne Erfolg. Die Zeit drängt, Mitte des Jahres will die Piëch-Holding die Zeile abreißen.

Stuttgart - Geschäftliche Wünsche zum Jahreswechsel gehen in der Regel mit einem Blick in die Zukunft einher. Auch die Schwangerschafts- und Familienberatungsstelle Pro Familia verweist auf eine besondere Herausforderung, der sie sich 2018 stellen muss: Dem Auszug aus der Theodor-Heuss-Straße 23.

 

Wie unsere Zeitung mehrfach berichtete, wird das Gebäude abgerissen. „Wir haben keine Chance, im Neubau wieder einziehen zu können“, sagt Dr. Marion Janke, Ärztin und Geschäftsführerin der Pro Familia Stuttgart. Zum einen seien die Büroflächen am Standort Theodor-Heuss-Straße/Ecke Lange Straße bereits vergeben, zum anderen „für uns unbezahlbar“. Deshalb sucht Pro Familia nun im Zentrum ein Büro zu mieten, das etwa 400 Quadratmeter groß sein sollte. Auf der Fläche müssen Büros, Besprechungsräume und Vortragsräume, beispielsweise für den Besuch von Schulklassen, Platz finden.

Stadt sichert Unterstützung zu

Das Ergebnis bei der Suche nach Ersatzräumen war bisher mau, „es gibt keinen Leerstand, uns wird wenig angeboten“, sagt die Pro-Familia-Chefin. Das Wenige sei meist aus den 70er Jahren, ohne Aufzug oder mit einem Lift, die viel zu klein für Elektro-Rollstühle seien.

Der jährliche Zuschuss vom Land Baden-Württemberg ist mit 69 000 Euro pro Jahr und Beratungsstelle überall gleich – ob Stuttgart, Ravensburg, Singen oder Schwäbisch Hall. „Mit den hohen Mieten hier in Stuttgart sind wir im Nachteil“, so Janke, auch wenn die derzeitige Quadratmetermiete von unter neun Euro kalt noch relativ günstig sei. Der Mietvertrag läuft noch bis 2022. Das Sozialreferat der Stadt Stuttgart hat am Dienstag keine Stellungnahme abgegeben, das Jugendamt war nicht über die Bürosuche der Beratungsstelle informiert. Allerdings versicherte Jugendamtsleiterin Susanne Heynen, „dass die Stadt tut, was in ihren Möglichkeiten liegt; es ist ja in unserem Interesse, dass Pro Familia geeignete Räume hat“.

Mitte 2018 rollen die Bagger an

Nach eigenen Angaben unterstützt der Projektentwickler Argon GmbH die Beratungsstelle bei der Suche. Die GmbH wird das Objekt Mitte 2018 für die Ferdinand-Piëch-Holding entkernen, abreißen und das Areal zwischen Rotebühlplatz und Lange Straße neu bebauen. „Wir haben umsiedlungswilligen Mietern Freiflächen in unseren Objekten angeboten, bei manchen hat es aber nicht ganz gepasst“, sagt Dirk Wehinger, der sich die Geschäftsführung mit Ferdinand Piëch teilt. Man sei mit den Mietern „im besten Einvernehmen“.

Zu ihnen gehören auch die Betreiber der Geschäfte im Fluxus in der Calwer Passage; „deren Verträge sind Anfang Dezember bis zur Mitte des Jahres verlängert worden“, sagt Wehinger. Er schätzt, dass nach drei bis fünf Monaten gebaut werden kann. Wie berichtet, investiert Ferdinand Piëch junior, der älteste Sohn des gleichnamigen Aufsichtsratsvorsitzenden der VW AG, an der Theodor-Heuss-Straße.

Geplant sind Läden, Büros, Wohnungen

Die gleichnamige Holding hat die Gebäude gekauft, Architekt Christoph Ingenhoven fertigte die Planentwürfe für die Neubauten, deren Fassaden begrünt werden sollen. Über diesen Pläne informierte Piëch junior im September den Technikausschuss des Gemeinderats, wo der Tenor positiv ausfiel. Auch den Städtebauausschuss und den Gestaltungsbeirat haben die Pläne bereits passiert, eine endgültige Entscheidung über Befreiungen vom jetzigen Bebauungsplan ist bei der Stadt noch nicht gefallen.

Ingenhoven und Piëch hatten angekündigt, auf dem Areal rund 20 Ladengeschäfte zu bauen. Die Kulturdenkmale zwischen Calwer Straße und Calwer Passage sowie die Passage würden saniert. Letztere soll bis zur Lange Straße ergänzt werden, wofür man das Haus in der Theodor-Heuss-Straße 23 gekauft habe. Dort sind17 Wohnungen geplant, darunter ziehe die Anwalgskanzlei CMS Hasche Sigle aus Degerloch ein.