Kurz vor dem Aufbau des neuen Zeltes schwelt der Konflikt um die Bespielung des Berger Festplatz im Stuttgarter Osten weiter. Nun soll ein Lärmgutachten Klarheit schaffen.

S-Ost - Derzeit ist der Berger Festplatz eine Baustelle. Ein Leerrohr für Leitungen wurde bereits neu verlegt, die Steinquader zur Markierung der Rotunde sind gesetzt, und auch die Erneuerung der Festplatte geht aufs Finale zu. Eine Baustelle aber bleibt die von der Landesgartenschau stammende Open-Air-Bühne im Unter Schlossgarten dennoch. Jedenfalls hinsichtlich der Frage, ob der Konflikt zwischen Veranstaltern und Anwohnern in Sachen Lärm gelöst werden kann.

 

Vor diesem Hintergrund hatte sich der Gemeinderat im Herbst geweigert, der Anschaffung eines neuen Zeltes zuzustimmen. Erst solle ein Lärmgutachten die Situation vor Ort klären. Um dieses Gutachten wurde kürzlich im Bezirksbeirat heftig gerungen, weil die Stadt es über das Verfügungsbudget des Gremiums finanziert sehen will. Darin aber sahen viele im Bezirksbeirat einen Eingriff in seine Verfügungshoheit, auch wenn das Budget dieses Jahr von 17 000 auf 95 000 Euro erhöht wurde. Daraus die 8000 Euro für das Gutachten zu nehmen, fand so nur die knappe Zustimmung von neun gegen sieben Stimmen.

Bereits Ende April soll das Zelt aufgebaut werden

Eine Rolle spielte dabei auch der Zeitdruck, denn schon Ende April wird das Zelt für die neue Saison aufgebaut, und in seiner März-Sitzung wird der Bezirksbeirat darüber entscheiden, wer dieses Jahr zum Zuge kommt. Um in der Sache vielleicht auch anderweitig voranzukommen, hat nun auch eigens der Ausschuss für Sport und Kultur getagt. Danach zeigte sich die Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier relativ zuversichtlich: „Wir wollten noch einmal in Dialog mit Anwohnern kommen und so das wechselseitige Verständnis befördern“, sagte Strohmaier und fügte hinzu: „Ich glaube, wir haben das hinbekommen. Wir sind auf einem guten und konstruktiven Weg, denn alle Beteiligten wollen, dass der Berger Festplatz weiter genutzt wird.“

Das Ergebnis des Lärmgutachtens, für das die Ausschreibung bereits läuft, betrachtete sie als „Handlungsempfehlung für den Bezirksbeirat“. Dabei geht es auch um die Art des Zeltes, das neu angeschafft werden soll und für das etwa Schall schluckende Kassettenwände angedacht sind. Oder um eine andere Beschallungsanlage, die möglichst wenig nach außen abstrahlen soll. Zwei technische Anpassungen, „die auf dem Cannstatter Wasen viel gebracht haben“, sagte Strohmaier und betonte: „Dass dieses Filetstück im Grünen für die Vereine bleiben muss, ist für den Bezirk unabdingbar. Hier können sie sich nach außen öffnen und beleben dabei den Stadtbezirk.“

Orientiert an der Lösung der Festbühne Killesberg

Weniger optimistisch zeigte sich auf Nachfrage unserer Zeitung aber Walter Hofstetter: „Ich sehe Schwierigkeiten, zu einer Lösung zu kommen“, sagte Hofstetter, der nach eigenen Angaben zusammen mit Wielfried Weigl „für zehn bis 20 Anwohner“ spricht. Hofstetter geht davon aus, „dass eine dezentrale Beschallung etwas bringen wird“. Gleichwohl stehe er zu der in der Sitzung vorgebrachten Forderung, den Veranstaltungsbetrieb von derzeit gut 20 Tagen auf zehn zu reduzieren: „Das ist an der Lösung für die Festbühne Killesberg orientiert, aber ohne die dortige Begrenzung auf zwei Stunden pro Tag“. Er räumte ein, dass zehn Tage eine Maximalforderung seien: „Man müsste sich doch in der Mitte treffen können“, sagte er.

Ingrid Schwerdtfeger (Bündnis 90/Die Grünen), die sich in der Sache als „ein Bindeglied zwischen der Verwaltung und den Vereinen versteht“, betonte den „Respekt, den man vor den Einwänden der Anwohner haben muss“ und fügte hinzu: „Dieser Respekt hat aber auch Grenzen, denn es gibt ein öffentliches Interesse an der Bespielung des Berger Festplatzes. Und wer hier wohnt, der weiß auch, dass er am Rande eines Freizeitparks wohnt.“ Mit der Gründung des Vereins IG Berger Festplatz habe man „die Verhältnisse vor Ort schon sehr geordnet“. Da stecke „sehr viel Engagement und Mühe drin“. Auch die Vereine seien sensibilisiert worden, die Regeln einzuhalten: Etwa, nicht schon beim Aufbau zu beschallen und die Ruhepause einzuhalten. Zudem sei die Abfallwirtschaft gehalten, montags den in Säcken bereitliegenden Müll zuverlässig abzuholen. Zudem sei, nachdem das Sucuk-Festival diesmal nicht stattfinden wird, mit dem Elektro-Event des Vereins Panoptikum nur noch eine Veranstaltung dabei, „die vergangenes Jahr Probleme gemacht hat“, erklärte Schwerdtfeger. Eines gehe aber auf keinen Fall: „Dass wir den Zensor hinsichtlich bestimmter Musikrichtungen spielen.“ Sie sei überzeugt, dass das „im Bezirksbeirat keine Mehrheit finden wird“. Daneben gehe es auch darum, „dass der Berger Festplatz für ein junges Publikum interessant bleibt“.