Drei junge Männer aus dem Rems-Murr-Kreis träumen von einer Art schwäbischem McDonald’s. Der Sparkassenverband hält „Running Mhhh“ jedenfalls für eine herausragende Geschäftsidee.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Berglen/Schwaikheim - Es ist eine Wein-, keineswegs eine Schnapsidee gewesen. Michael Wast alias Big M saß an einem Abend im Januar vor drei Jahren in einer Winnender Besenwirtschaft und sinnierte über die schwäbische Küche. Die, so die Gedankenblase des kulinarisch hochinteressierten Schwaikheimers, habe so viel zu bieten – nur nicht für den unkomplizierten mobilen Verzehr. Dabei wäre die Maultasche doch eigentlich prädestiniert für eine hochwertige Burgervariante.

 
Den 39-jährigen Groß- und Außenhandelskaufmann, der bei einer Stuttgarter Montagetechnikfirma arbeitet, ließ die Idee nicht los, und schon am frühen Morgen nach einer langen Nacht weihte er seinen Schwager in die Maultaschen-to-Go-Gedankengänge ein. Der, Peter Spataro, ein 35-jähriger Versicherungskaufmann aus Berglen, sei gleich Feuer und Flamme gewesen. Er suchte im Internet nach Vergleichbarem, suchte weiter – und fand nichts. Seine Erkenntnis daraus: „Spitzenidee. So eine hast du nur einmal im Leben. Das machen wir.“

Es folgte die Verfeinerung des Grundgedankens Maultasche im Brötchen. Man testete Teigtasche um Teigtasche, Brötchen um Brötchen, experimentierte mit gegrilltem Schinken, Zwiebeln und anderem Beiwerk, entschied sich für die Bratensoße von Peter Spataros Mutter als unverzichtbare Grundlage. Nebenbei wurde eine spartanische, aber pfiffig-praktische Verpackung entwickelt. Und der Firmenname ersonnen: Running Mhhh. Spataro: „Letzteres erklärt sich mit dem Verzehr ja von selbst.“

Den ersten öffentlichen Auftritt wagte Running Mhhh auf dem Winnender Wochenmarkt. Dort kam die mobile Maultasche so gut an, dass man ein Engagement beim örtlichen Citytreff und einen Stand am Backnanger Straßenfest angeboten bekam. Seit dem Frühjahr 2012 ist Running Mhhh mit einem eigens angeschafften „Tour-Anhänger“ auf verschiedensten Veranstaltungen in der ganzen Region unterwegs. Bei einer, dem Metzinger Weihnachtsmarkt, stieß auch Sebastian Werner dazu. Der 32-jährige Versicherungsfachangestellte, der vor Jahren selbst einen Maracuja-Energy-Drink erfunden hat („Reutlingens Antwort auf Red Bull“), war von Freunden angesprochen worden. „Da gibt es zwei, die sind genauso verrückt wie du.“ Die Maultasche im Laugenbrötchen freilich hielt er zunächst tatsächlich für ungenießbar. Eine Kostprobe habe ihn dann aber ganz schnell eines Besseren belehrt.

Heute haben die drei Freizeit-Jungunternehmer in ihrem mobilen Verkaufsstand vier Mhhh-Kernprodukte im Angebot: den Klassiker im Laugenweckle, die Spinat-Ricotta-Variante „Ohne Tier“, die geschnetzelte Curry-XXL-Version mit Spezialsoße und Fritten – also paniert-frittierte Maultaschenstreifen. Dazu gibt es noch den „Mitläufer“ Kartoffelsalat im Becher, ebenfalls klassisch oder als Schwaben-shake mit Zwiebeln und Bratensoße. Die Brötchen der jeweils frisch zubereiteten Speisen liefert ein Bäcker aus Winterbach, die Maultaschenrohlinge ein Metzger aus Waiblingen.

Man habe durchaus noch andere Varianten in petto, an der Basis aber soll nicht gerüttelt werden. „Die Maultasche ist und wird immer unser Produkt bleiben“, sagt Michael Wast und verweist auf sein T-Shirt mit dem Slogan „I love Mauldasch“. Kässpätzle, Rostbraten oder Linsen werde es bei Running Mhhh nicht geben.

An einen Ausbau des bisher doch noch auf den Freizeitbereich ausgerichteten Geschäfts indes ist gedacht. Die drei jungen Männer haben ein schriftliches Konzept und einen Businessplan aufgestellt und beides auch bei der Sparkasse eingereicht. Deren Verband prämiert jedes Jahr „herausragende Geschäftsideen“ mit dem sogenannten Gründerpreis. Im landesweiten Vergleich hat es Running Mhhh immerhin auf den vierten Platz geschafft. Und das ist für die drei ein weiterer Ansporn, ihre Bemühungen, „die Maultasche modern zu machen, eine Marke zu entwickeln und Kult zu werden“, noch zu verstärken. Das nächste Ziel sei ein fester Laden in einer schwäbischen Metropole. Und dann? „Weitere Läden, Berlin und dann die ganze Welt“, sagt Sebastian Werner und grinst verschmitzt. „Wieso denn nicht?“, fügt Peter Spataro hinzu: „Als McDonald's das erste Mal mit seiner Systemgastronomie-Idee angekommen ist, haben wahrscheinlich auch alle erst mal gelacht.“