Grimm-Jubiläen, 1100. Stadtgeburtstag und nun auch noch Welterbe - Kassel kommt in diesem Jahr aus dem Feiern kaum heraus. Die Herkulesstatue und der Bergpark Wilhelmshöhe mit seinen Wasserkünsten sind weltweit einzigartig - und künftig laut Unesco schützenswert.

Kassel - „Wir sind Welterbe!“ Da wird selbst die Ministerin überschwänglich. „Damit ist Kassel wirklich ganz oben angekommen - in der Weltspitze. Ich freue mich riesig über das positive Ergebnis, von dem viele wichtige Impulse für die Zukunft ausgehen werden“, sagt Hessens Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU), die aus Kassel stammt. Kurz zuvor hat die Unesco entschieden, den Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe mit Herkulesstatue und den Wasserkünsten zum Welterbe zu erklären. Er gehört damit zum universellen Kulturerbe der Menschheit.

 

„Wilhelmshöhe“, das sagt vielen Menschen zunächst nur etwas wegen des ICE-Bahnhofs, aber das sollte sich nun ändern. Mit dem Welterbe-Titel steht der Bergpark in einer Reihe mit dem Kölner Dom, dem Schloss von Versailles, den Pyramiden von Giseh oder der Chinesischen Mauer. „Das ist der Ritterschlag“, freut sich Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD). Die Ministerin hofft, dass auch Wirtschaft und Tourismus ihren Nutzen aus dem Titel ziehen. Was macht den Bergpark, die Wasserspiele und den Herkules so einzigartig? Es ist die Verbindung von Technik, Natur und Kultur in der barocken Gartenanlage. Die Wasserkünste seien ein einmaliges Beispiel monumentaler Wasserbaukunst des europäischen Absolutismus. An keinem anderen Ort der Welt sei jemals eine am Hang gelegene Parkarchitektur mit vergleichbaren Ausmaßen und einer technisch so vollkommenen Wasserarchitektur ausgestattet worden, befand die Unesco. Wie vor 300 Jahren funktionieren das Wassertheater und die Wasserspiele mit der rund 50 Meter hohen Fontäne nur durch Wasserkraft und ohne Pumpe. Bis heute werden dafür insgesamt 750.000 Liter Wasser in verschiedenen Becken gesammelt und durch unterirdische unter dem Habichtswald verlaufende Röhren weitergeleitet. Selbst Teile der 300 Jahre alten Rohrleitungen sind noch immer in Gebrauch.

Am kommenden Wochenende wird in Kassel ein Welterbe-Fest gefeiert

Und der Herkules? Auf dem Gipfel des Karlsbergs wurde die Figur vor 300 Jahren auf die Spitze einer steilen Pyramide auf einem Grottenbauwerk gesetzt - laut Unesco die technisch und künstlerisch die anspruchsvollste Großskulptur der Frühen Neuzeit und damit Vorläufer der Freiheitsstatue. Was die Kommission auch überzeugte: Viele Menschen in Kassel haben sich für die Bewerbung als Welterbe eingesetzt. Es wurden Vereine wie der „Bürger für das Welterbe e. V.“ gegründet und Bergparkfeste mit Tausenden Besuchern gefeiert. Die Kasseler hätten „das Thema Welterbe mit viel Herzblut und großem Engagement zu ihrer Sache gemacht“, betont Ministerin Kühne-Hörmann. Ein großes Welterbe-Fest ist auch für das kommende Wochenende (29. und 39. Juni) geplant.

Bernd Küster ist als Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel der Herr über den Bergpark. „Die positive Entscheidung des Welterbekomitees bestärkt und unterstützt alle Beteiligten, den Bergpark Wilhelmshöhe auch für künftige Generationen als universell einzigartige Kulturlandschaft zu erhalten“, sagt er. Der Park solle ein „Bürgerpark“ bleiben. Die Barock-Anlage mit Schloss, Wasserspielen und Herkules sei für jedermann, der Eintritt bleibe kostenlos. OB Hilgen freut sich über den Zeitpunkt der Entscheidung. „Es ist ein besonderes glückliches Zusammentreffen, dass unsere Stadt im Jahr ihrer 1100-Jahr-Feier nun auch in die Liga der Weltkulturerbestätten aufgenommen worden ist. Die Menschen in Kassel sind von jeher stolz auf den Bergpark mit seinen Wasserkünsten und haben den über allem stehenden Herkules zu ihrem Wahrzeichen erkoren.“ Vor allem sei der Titel aber Verantwortung, sorgfältig mit dem Bergpark umzugehen.

Der Bergpark ist damit die 38. Welterbestätte in Deutschland und die sechste in Hessen. Pro Jahr darf Deutschland nur einen Antrag zum Unesco-Welterbe einreichen. Der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Hessen und Welterbebeauftragter der Hessischen Landesregierung, Gerd Weiß, hatte die Unesco-Entscheidung in Phnom Penh miterlebt. „Bei den Verhandlungen wurde noch einmal ganz klar, dass der Bergpark den Titel zu Recht verdient hat“, betont er.