Weltrekordlerin

 

Die in Bühl lebende Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner (40) ist die erste Frau, die alle Achttausender ohne Sauerstoffmaske bezwungen hat. Am 23.August 2011 stand die Extrembergsteigerin auf dem Gipfel des K2, an dem sie zuvor sechsmal gescheitert war.

Premiere

Kaltenbrunners Ehemann Ralf Dujmovits (49) hält ebenfalls einen Rekord: Der Höhenbergsteiger hat als erster Deutscher alle Achttausender „gesammelt“. Den Lhotse (8516 Meter) bezwang er 2009 mit seiner Frau, für sie war der Berg Nummer zwölf unter den Achttausendern.

Engagement

Gerlinde Kaltenbrunner: Ich sehe, dass die Menschen sich immer weiter von der Natur entfernen. Mein Mann und ich können uns sehr gut vorstellen, dass wir mit einem Nationalpark einen Schritt in Richtung zu einem besseren Naturverständnis gehen. Das ist vor allem für Kinder und Jugendliche wichtig.

Ralf Dujmovits: Natürlich ist es sehr positiv, wenn Tourismus davon profitieren kann. Aber das steht für Gerlinde und mich nicht im Vordergrund.

Gerlinde Kaltenbrunner: Obwohl mein Heimatort Spital am Pyrhn nur an der Grenze zum Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich liegt, gingen die Besucher- und Übernachtungszahlen nach oben. Enorm profitiert hat der Ort Windischgarsten, wo eines der Nationalpark-Besucherzentren ist.

Ängste bei der Bevölkerung

Der geplante Nationalpark stößt hier bei vielen Menschen auf Widerstand. Können Sie die Ängste und Bedenken nachvollziehen?

Gerlinde Kaltenbrunner: Die emotionale Debatte hier erinnert mich an die Debatte damals zuhause. Auch in meiner eigenen Familie, bei meinen Eltern und Geschwistern gab es anfangs große Skepsis und emotionalen Widerstand. Generell bestand - wie auch jetzt bei uns im Schwarzwald - aufgrund ungenügender Information eine Abwehrhaltung. Unbegründete Sorgen, sich nur noch stark eingeschränkt im Gebiet des Nationalparks bewegen zu dürfen oder eine ungebremste Schädigung des Waldes durch den Borkenkäfer miterleben zu müssen, standen im Vordergrund. Im Jahr 1997 wurde dann der Nationalpark gegründet. Die Bedenken sind einer großen Begeisterung gewichen. Im ganzen Gebiet hat man die Chancen erkannt und sieht das Ganze inzwischen sehr positiv.

Ralf Dujmovits: Ich glaube, ein Großteil der Ängste beruht darauf, dass man einen Nationalpark sofort damit verbindet, dass die Menschen dort ausgesperrt werden. Das stimmt ja nicht. Es gibt meiner Meinung nach ein großes Informationsdefizit. Deshalb finde ich die Aktion der Landesregierung gut, die 120.000 Broschüren mit den wichtigsten Informationen verschickt hat und gleichzeitig die Bevölkerung in die Entscheidungsfindung einbeziehen will. Aktuell ist jetzt Aufklärung wichtig und nicht Stimmungsmache.

Ein Argument der Gegner ist: Ohne Eingriff des Menschen vermehrt sich der Borkenkäfer, der die Fichten skelettiert, rasant. Er lässt dann nur noch Totholzzahnstocher zurück wie im Bayerischen Wald.

Ralf Dujmovits: Ich bin kein Fachmann. Aber soweit ich das verstanden habe, ist die Situation hier anders. Es gibt in dem Gebiet keine Monokulturen mit Fichten, die zudem noch alle gleich alt sind. Und nur solche Flächen mit alten Bäumen werden wohl vom Borkenkäfer befallen. Insofern ist das Borkenkäferproblem nicht so gravierend.

Gerlinde Kaltenbrunner: Ich finde es schade, dass Stimmung gemacht wird mit Argumenten, die die Leute verunsichern und eher desinformieren.

Es gibt ja schon genug Naturparks

Die Gegner argumentieren auch, dass es im Schwarzwald schon zwei Naturparks gibt, in denen die Besucher informiert werden, es gibt die Feldberg-Ranger, es gibt Wildnispfade. Ein Nationalpark sei deshalb überflüssig.

 Ralf Dujmovits: Gegen die Naturparke gab es anfangs auch immensen Widerstand. Jetzt sind alle dafür. Ein Naturpark ist regional ausgerichtet, er ist unendlich groß. Man hat kaum einen Überblick, wo die Grenzen sind, was dazu gehört. Der geplante Nationalpark ist nur rund 10000 Hektar groß. Die Marke ist international bekannt und signalisiert den Besuchern, hier gibt es was ganz Besonderes.

Gerlinde Kaltenbrunner: Entlang des Lotharpfads darf Natur auf einer sehr begrenzten Fläche wild sein. In dem zwar kleinen Nationalpark wird sie sich dennoch deutlich freier entwickeln können. Das finde ich einfach klasse.

In zwei Wochen brechen Sie wieder auf. Steht erneut eine anstrengende Besteigung an?

Ralf Dujmovits: Nein, das wird keine bergsteigerische Expedition. Wir starten nach Nepal zu einem anspruchsvollen Trekking über den 6000 Meter hohen Seribung-Pass ins Naar-Pu-Tal, das zur Annapurna-Gruppe gehört.

Gerlinde Kaltenbrunner: Danach sind wir noch im Everest Gebiet. (Sie lacht) Das sind übrigens beides Nationalparks. Darauf freuen wir uns sehr.

Nationalpark soll das Naturverständnis fördern

Weltrekordlerin

Die in Bühl lebende Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner (40) ist die erste Frau, die alle Achttausender ohne Sauerstoffmaske bezwungen hat. Am 23.August 2011 stand die Extrembergsteigerin auf dem Gipfel des K2, an dem sie zuvor sechsmal gescheitert war.

Premiere

Kaltenbrunners Ehemann Ralf Dujmovits (49) hält ebenfalls einen Rekord: Der Höhenbergsteiger hat als erster Deutscher alle Achttausender „gesammelt“. Den Lhotse (8516 Meter) bezwang er 2009 mit seiner Frau, für sie war der Berg Nummer zwölf unter den Achttausendern.

Engagement

Die beiden Profibergsteiger unterstützen nicht nur die Nepalhilfe Beilngries, die etwa Dorfschulen oder Krankenstationen in verschiedenen Regionen Nepals baut. Sie setzen sich auch für den Naturschutz vor ihrer Haustür im Schwarzwald ein.

Nationalpark

Die grün-rote Landesregierung will einen rund 10000 Hektar großen Nationalpark ausweisen. Die CDU-FDP-Vorgängerregierung hatte dafür ein rund 17.000 Hektar großes Suchgebiet im Nordschwarzwald identifiziert. In diesem Bereich stehen bereits große Flächen als Bannwald oder als Natura-2000-Gebiete unter Naturschutz. Entwicklung Zur Debatte steht ein Entwicklungsnationalpark. Das heißt, dass die Wälder 30 Jahre lang wirtschaftlich genutzt werden können. Ein Ziel ist, Fichtenwälder mit Tannen und Buchen zu durchmischen, damit nach einem Borkenkäferfraß nicht auf großer Fläche tote Fichten stehen.

Verfahren

Ein Gutachten soll vorab Chancen und Risiken für Tourismus, Holzindustrie und Natur bewerten. Erst dann, sagt Agrarminister Alexander Bonde (Grüne), könne entschieden werden.