Nach einem Hagelschaden muss die Michaelskirche in Heiningen saniert werden. Die Bergwacht nutzt die Bauarbeiten für eine spektakuläre Übung zur Höhenrettung.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Heiningen - Ein bisschen hat sich der Heininger Pfarrer Reinhard Hauff wie der Heilige Geist persönlich fühlen dürfen. Der ist bekanntlich an Pfingsten auf die Apostel und Jünger hernieder gekommen. Der Zwei-Zentner-Pastor hingegen schwebte drei Tage vor dem Pfingstfest vom eigenen Kirchturm hernieder. Langsam und gleichmäßig ließen ihn die Helfer der Göppinger Bergwacht in einem Luftbergesack nach unten gleiten. Ob er genug Gottvertrauen habe, um sich als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen, war Hauff vorher gefragt worden. Na klar, sagte der und fühlte sich in dem Rettungssack so sicher wie in Abrahams Schoß.

 

Für die Drehleiter zu hoch

Üblicherweise spielen sich die Einsätze der in Wiesensteig und Geislingen stationierten Truppe, bei der es sich um eine Abteilung des Roten Kreuzes handelt, im unwegsamen Gelände am Albrand ab. Doch auch an hohen Gebäuden müssen die 30 ehrenamtlichen Helfer ab und an ihr Geschick beweisen. „Wir suchen Objekte, die nicht mehr mit der Drehleiter zu erreichen sind“, sagt der Bereitschaftsleiter Uwe Strofus. Ab einer Höhe von 23 Meter ist nämlich selbst für die Kollegen der Göppinger Feuerwehr sozusagen das Ende der Fahnenstange erreicht. Der Kirchturm der Heininger Michaelskirche misst 28 Meter. Zudem ist es der Feuerwehr aus Platzgründen nicht immer möglich, ihre Drehleiter in eine geeignete Position zu bringen. Auch auf dem abgeschlossenen Heininger Kirchplatz wäre das aussichtslos gewesen. Für die Menschenrettung kommt dann nur noch die Bergwacht in Frage.

Renovierung nach Hagelschaden

Solche Szenarien müssen geübt werden. Die gegenwärtigen Sanierungsarbeiten am Turm der in Teilen fast 1000 Jahre alten Michaelskirche kamen Strofus daher wie gerufen. Nach einem Hagelschaden im vergangenen Jahr muss das Schindeldach erneuert werden, weshalb der Turm eingerüstet ist. Ein Arbeiter habe sich verletzt und könne nicht mehr herunterklettern, lautete die Übungsaufgabe. Mit doppelter Sicherung an jeder Seite ließen die Bergretter die Versuchspersonen hinunter. Gottvertrauen war da gar nicht nötig.