Die Ferien sind rum, die Arbeit für das Tierheim nicht. Weil viele Menschen in den Urlaub gefahren sind, hat sich in dem Heim in Filderstadt die Zahl der Tiere extrem erhöht. Wir zeigen in einer Bildergalerie, wer ein neues Zuhause sucht.

Filderstadt - Hanne Dressler hat den Eindruck, dass in diesen Sommerferien imTierheim Bonlanden mehr Kleintiere abgegeben wurden als üblich. „Das hat sich sehr verstärkt“, sagt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Tierfreunde Filderstadt. Dieser betreibt das Tierheim nahe der B 27. Zu den Kleintieren gehören etwa Kaninchen und Ratten, aber auch Exoten wie Wasserschildkröten. „Viele werden ausgesetzt“, sagt Dressler. „Manche Leute kaufen sich Wasserschildkröten, die am Anfang ganz klein sind, dann aber wachsen und ihnen zu groß werden.“ Solche Tiere werden dann irgendwo ausgesetzt – und gefunden. Passiert dies in Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Aichtal, sind Dressler und ihre Kollegen zuständig. Wie zum Beispiel bei den beiden Wasserschildkröten. Zwei weitere wurden immerhin direkt im Heim abgegeben.

 

Wasserschildkröten sind dann vielen doch zu kompliziert

„Das Problem ist, dass viele Leute Tiere im Internet kaufen und keine Sachkunde haben“, sagt Dressler. Wenn sie die Tiere haben, merken sie, wie viel Aufwand etwa die Haltung von Wasserschildkröten mit sich bringt. „Sie brauchen das warme Wasser eines Teichs. Und im Winter müssen sie ins Haus geholt werden, und das Wasser muss sauber gehalten werden.“ Mittlerweile sind die gefundenen Schildkröten nicht mehr in Bonlanden. „Wir geben sie nach München in eine Reptilien-Auffangstation“, sagt sie. Ihre Kollegin Antje Päglow, die Tierheimleiterin, ergänzt: „Die Gelb- und Rotwangenschildkröten, die wir hatten, gehören zu den inversiven Arten, weil sie alles fressen. Darum dürfen wir sie nicht vermitteln.“

Zwei Nymphen- und zwei Wellensittiche, ein Zebrafink, zwei Wachteln, eine Taube und fünf Igel – all diese Tiere wurden jüngst gefunden. Am häufigsten seien Katzen aufgegriffen worden – nämlich 19. Manche der Tiere werden abgeholt – andere nicht. „Hunde werden immer geholt. Katzen seltener und Kaninchen fast nie“, sagt Päglow.

Neben diesen Findeltieren sind in den Sommerferien auch viele Tiere im Heim in Bonlanden abgegeben worden. Wie die 50 Tauben, „sie wurden in einem Bauwagen gehalten und waren verdreckt und verkommen“. Auch diese waren zwischendurch im Tierheim untergebracht, haben es aber mittlerweile wieder verlassen. „Wenn so etwas passiert, müssen wir im Tierheim umdisponieren und die Tiere stapeln“, sagt Dressler und meint es scherzhaft. Denn natürlich sind in vielen anderen Käfigen Tiere, die dann eben Platz machen müssen.

Hunde werden meistens wieder abgeholt

Laut Dressler sind bei den Kleintieren vier Ratten hinzugekommen, von denen eine trächtig war und 15 Junge bekommen hat, sowie 29 Kaninchen. Davon kamen 25 aus einer schlechten Haltung. Ein Amtsveterinär habe beschlossen, die Tiere einzuziehen. „Wir selbst dürfen das ja nicht“, sagt Dressler. Sonst gebe es mitunter fadenscheinige Gründe, warum Menschen ihre Kaninchen ins Heim bringen. „Manche sagen, dass sie eine Kaninchenhaarallergie haben oder sie umziehen und die Tiere nicht in die neue Wohnung mitnehmen dürfen“, sagt Dressler. Oder es sei so, dass Kinder ein Tier haben wollten. Für manche ist dann ein Hund zu groß, oder eine Katze passt auch nicht recht. „Dann entscheiden sie sich stattdessen für ein Kaninchen. Aber von denen braucht man mindestens zwei“, sagt Dressler. Das würden viele nicht bedenken.

Der Tierarzt wird vielen zu teuer

Zum Problem würden Kaninchen dann, wenn die Familien in den Sommerurlaub fahren wollen. „Es gibt für Kaninchen kaum Tierpensionen wie etwa für Katzen und Hunde. Und die, die existieren, sind dann richtig teuer.“ Päglow rechnet vor: „Da zahlt man pro Kaninchen und Tag fünf Euro. Wenn man zwei hat und zwei Wochen in den Urlaub fährt, sind das 140 Euro.“ Manche Familien schauten dann nicht auf das Tierwohl, sondern auf die Kosten. „Für die ist es billiger, wenn sie die abgeben und sich nach dem Urlaub neue Kaninchen beim Zoogeschäft holen.“ Das sei traurig, aber leider Realität.

Mitunter komme dazu, dass die Tiere wegen Kindern angeschafft wurden und sich diese nun nicht mehr für die Kaninchen interessierten. Kleintiere würden übrigens nicht nur in den Sommerferien abgegeben. „Wir merken das während aller Ferien, die mehr als eine Woche dauern.“ Bei Hunden und Katzen gebe es das nicht. „Die sind eher ein Teil der Familie“, sagt Päglow. Mit denen lasse sich mehr kommunizieren als etwa mit Kaninchen. Das Problem sei auch, dass sie sich nicht gut vermitteln ließen. „Oft stehen bei denen wegen der Züchtung die Zähne schief und wachsen stark, so dass sie alle zehn Tage gekürzt werden müssen“, sagt Päglow. Das bedeute einen regelmäßigen Besuch beim Tierarzt und eben die Kosten von 25 Euro jedes Mal. Zuzüglich des Krallenschneidens.

Tiere, die kein Kaninchen sind, haben es da weitaus besser. Für sie kommen laut der Tierheim-Betreuer immer wieder Interessenten. Wie an diesem Tag, da trägt ein Paar zwei Körbe mit je einer Katze nach Hause.