Die zunehmende Digitalisierung treibt die Stromkosten für Informationstechnik in Behörden in die Höhe.

Stuttgart - Die Landesbehörden werden ihr Ziel, bei PCs, Servern und anderer Informationstechnik jährlich zwei Prozent Strom einzusparen, „höchstwahrscheinlich nicht erreichen“. Dies geht aus dem Zwischenbericht zur „Green IT“ hervor, den das Umweltministerium für den Ministerrat erarbeitet hat. Zwar seien bereits einige Einsparungen gelungen, heißt es in dem Bericht, der unserer Zeitung vorliegt. Doch zeige sich sowohl bei Rechenzentren als auch an jedem Arbeitsplatz die Tendenz zum steigenden Energiebedarf – auch deshalb, weil oft ein zweiter Monitor im Einsatz ist.

 

Da die Landesverwaltung schon seit Jahren neue PCs, Notebooks und Drucker least und dabei nachhaltige Standards vorschreibt, erwarten sich die Fachleute für die Arbeitsplatzgeräte nur noch einen geringen Einspareffekt. So seien allein im vergangenen Jahr 12 500 neue Desktop-PCs und 7000 Laptops geliefert worden, heißt es. Der zentrale IT-Dienstleister des Landes BITBW betreut rund 65 000 Arbeitsplätze und mehr als 1500 Server in der Verwaltung.

160 Gigawattstunden pro Jahr

Deutlich mehr Energie lässt sich offenbar in Rechenzentren und Servern einsparen, von denen die meisten im Wissenschaftsbetrieb laufen: „Bisher ungenutzte Rechenzentrumsabwärme könnte unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Kriterien verstärkt für den Wärmebedarf genutzt werden“, lautet eine Empfehlung. Potenziale lägen auch darin, dass man Rechnerleistung virtualisiert, das heißt in Clouds auslagert. Nicht zuletzt will man prüfen, ob Monitore mit größerer Bildschirmdiagonale Zweitmonitore ersetzen.

Eigentlich hatte sich die Landesregierung vorgenommen, den Stromverbrauch der Informationstechnik von 160 Gigawattstunden im Jahr 2015 auf 145 Gigawattstunden in 2020 zu senken. Immerhin fressen PCs und Drucker, vor allem aber die großen Rechenzentren der Hochschulen 20 Prozent des gesamten elektrischen Energieverbrauchs der Landesverwaltung. Doch die Einsparungen betragen bisher allenfalls drei bis acht Prozent gegenüber dem Jahr 2015. Bis zum selbst gesteckten Ziel fehlen zwei bis sieben Prozent. Hauptgrund: Der digitale Wandel aller Wirtschafts- und Lebensbereiche führe zu einem wachsenden Energiebedarf auch in der Verwaltung, heißt es.

Ziel: Die Abwärme nutzen

Zur Erläuterung der Größenordnung rechnet das Umweltministerium vor, dass sich allein der Strombedarf von Rechenzentren und Servern in Deutschland seit 2010 um ein Drittel erhöht habe und damit ungefähr der Menge an Strom entspricht, die momentan von Offshore-Windkraftanlagen erzeugt wird – ausreichend für die Versorgung von fünf Millionen Haushalten. Allein das zentrale Rechenzentrum der BITBW in Stuttgart mit 240 Serverschränken auf 800 Quadratmetern Fläche verbrauche pro Jahr 3600 Megawattstunden Energie, heißt es in dem Bericht.

Dass die Abwärme von großen Rechenzentren wirtschaftlich genutzt werden kann, hat dem Bericht zufolge eine Studie für das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) nachgewiesen: „Das HLRS eignet sich aufgrund seiner hohen Anschlussleistung/Abwärmemenge, seiner wissenschaftlich-kreativen Ausrichtung und der vorhandenen Anbindung zum Fernwärme- und Fernkältenetz der Universität Stuttgart sehr gut als Pilot, um eine Abwärmenutzung zu erproben“, folgert das Umweltministerium.

Die Umweltministerkonferenz von Bund und Ländern hat sich im vergangenen Mai dafür ausgesprochen, „Green IT“ auch auf Länderebene voranzubringen.