Der Co-Pilot der verunglückten Germanwings-Maschine hatte den Absturz schon auf dem Hinflug nach Barcelona geübt. Zu diesem Schluss gelangt der vorläufige Bericht der französischen Flugermittlung, berichtet unser Korrespondent Stefan Brändle.  

Korrespondenten: Stefan Brändle (brä)

Paris -   Wahnsinnstat, Selbstmord, Massenmord: Wie auch immer man die Tat einstufen will – es war Vorsatz. Das zeigt der 29-seitige Zwischenbericht, den das Pariser Büro für Ermittlung und Analysen die Sicherheit der zivilen Luftfahrt (BEA) in Le Bourget bei Paris am Mittwoch vorgelegt hat. Demnach handelte der Co-Pilot Andreas L. nicht im Affekt oder aufgrund einer plötzlichen Eingebung, als er während des  Germanwings-Fluges Barcelona-Düsseldorf die Cockpittür hinter dem ausgetretenen Bordkommandanten abriegelte und 144 Passagiere sowie fünf Besatzungsmitglieder mit sich in den Tod riss.  

 

Das BEA bestätigt die meisten Vermutungen über den Hergang des Absturzes und liefert ein neues Element: Der Co-Pilot hatte schon auf dem Hinflug von Düsseldorf nach Barcelona mehrfach vorübergehend einen Sinkflug eingeleitet, als der Kommandant das Cockpit kurz verlassen hatte.   Konkret befand sich der Airbus A320 während seines Hinfluges um 7.20 Uhr auf der Reisehöhe von 37 000 Fuß, als der Kapitän seinen Platz kurz verließ. Eine Minute später befolgte der Co-Pilot die übliche Anweisung der Flugsicherung, auf 35 000 Fuß zu gehen. Kurz darauf gab L. aber plötzlich die minimale Flughöhe von 100 Fuß ein – dreißig Meter, das heißt niedriger als die lokale Bodenhöhe.   Diese Eingabe korrigerte L. nach nur drei Sekunden, um wieder die angeordnete Flughöhe einzugeben.

Alle Handlungen zielten auf den Absturz

Nur der Flugschreiber registrierte das Manöver; die Flugsicherung bemerkte davon gar nichts und gab Weisung, den Flug plangemäß auf 21 000 Fuß zu senken, um den Anflug auf Barcelona einzuleiten. L. bestätigte auch diese Anweisung, drehte die Flughöhe des Autopiloten aber erneut auf 100 Fuß zurück. Als der Summer die Rückkehr des Kommandanten ankündigte, gab L. wieder die obligate Flughöhe ein. Rund eine halbe Stunde später landete die Maschine plangemäß in Barcelona.

Der  BEA-Direktor Rémi Judy erklärte bei der Präsentation des Berichts zum Verhalten des Co-Piloten: „Man kann daraus schließen, dass er handlungsfähig war, und dass alle seine Handlungen darauf abzielten, das Flugzeug abstürzen zu lassen.“ Der Chefermittler ließ allerdings die Frage offen, ob L. auf dem Hinflug „geübt“ hatte – oder ob er bereits einen Crash bewirken wollte, durch den ins Cockpit zurückkehrenden Kommandanten aber daran gehindert wurde.