Tausende demonstrieren in Berlin gegen türkische Angriffe auf Kurden in Nordsyrien - Vier Polizisten bei Zwischenfall am Rande der Kundgebung verletzt.

Berlin - In Berlin haben am Samstag tausende Menschen gegen den türkischen Militäreinsatz in der nordsyrischen Region Afrin demonstriert. Nach Angaben eines Polizeisprechers verlief der Protestmarsch weitgehend störungsfrei.

 

Bei einem Angriff von einzelnen Teilnehmern des Demonstrationszuges seien jedoch vier Polizisten verletzt und drei Angreifer festgenommen worden. Aufgerufen zu der Kundgebung hatten kurdische Verbände sowie deutsche Organisationen und Parteienvertreter.

Zu den Unterstützern des Aufrufs „Gemeinsam gegen die türkischen Angriffe auf Afrin“ zählten der kurdische Dachverband Navdem, aber auch Vertreter von Linkspartei und Gewerkschaften sowie einzelne Politiker von Grünen und SPD. Erwartet worden waren bis zu 30.000 Teilnehmer, hinter dieser Zahl blieb der Demonstrationszug am Samstag aber zurück.

Bis zu 20.000 Demonstranten

Der Polizei zufolge beteiligten sich „mehrere tausend“ Menschen, Aktivisten sprachen von bis zu 20.000. Viele der Demonstranten schwenkten bei ihrem Marsch zum Brandenburger Tor Plakate und Fahnen, darunter auch immer wieder solche der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG, gegen die die Türkei seit Januar in Afrin militärisch vorgeht. „Mich empört vor allem, dass die Zivilbevölkerung in Afrin bombardiert wird, dass da täglich Frauen und Kinder sterben“, sagte ein Demonstrant der Nachrichtenagentur AFP.

Kurdische Gruppen in Deutschland demonstrieren seit Wochen gegen die militärischen Angriffe der Türkei auf das nordsyrische Kurdengebiet. Die YPG kämpft als Verbündeter der USA in Syrien gegen die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS). Die türkische Regierung sieht die YPG hingegen als Bedrohung und begründet den Einsatz mit den Verbindungen der YPG zur in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Den Vorwurf ziviler Opfer weist Ankara zurück.

Kritik an der Bundesregierung

Die Türkei lehnt auch eine Beachtung des vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Waffenstillstands für ganz Syrien ab. Für massive Kritik bei den Demonstranten sorgte am Samstag auch, dass bei der türkischen Offensive von Deutschland gelieferte Waffensysteme genutzt werden: „Was uns besonders ärgert und was besonders schlimm ist, ist, dass mit deutschen Waffen ein völkerrechtswidriger Krieg geführt wird“, sagte Linken-Parteivize Tobias Pflüger bei der Demonstration.

Zudem sei die Bundesregierung „bis heute nicht bereit, diesen Krieg klar zu verurteilen“. Nach Polizeiangaben verlief die Kundgebung in weiten Teilen störungsfrei. Dennoch kam es zu einem gewalttätigen Zwischenfall: Aus dem Demonstrationszug heraus seien Einsatzkräfte mit Fahnenstangen, Reizgas, Schlägen und Tritten angegriffen und vier Polizisten verletzt worden. Drei Menschen wurden vorübergehend festgenommen.