Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Initiativen wollen mit Kundgebungen und Demonstrationen den üblichen Marsch zum Heß-Todestag in Spandau verhindern. Die Neonazis ziehen um.

Berlin - Mehr als 500 Neonazis haben sich nach Polizeiangaben am Samstag in Berlin-Friedrichshain zu einer Kundgebung versammelt. Zuvor hatten die Rechtsextremisten einen Aufmarsch in Berlin-Spandau zum Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß am Mittag abgesagt, nachdem sich etwa 50 Menschen am Startplatz Schmidt-Knobelsdorf-Straße getroffen hatten. Den Versammlungsort in Friedrichshain hatten die Neonazis kurzfristig vor dem Wochenende angemeldet. Vom Platz der Vereinten Nationen sollte ein Aufmarsch zum S-Bahnhof Lichtenberg führen. Mehrere Hundert Gegendemonstranten zogen von Spandau in den Osten der Stadt.

 

Die Polizei verlagerte ihren Einsatzschwerpunkt am Mittag von Spandau nach Friedrichshain. Mehrere Hundert Beamten waren vor Ort. Die überwiegend mit weißen Hemden oder T-Shirts gekleideten Neonazis mussten einzeln durch ein Zelt gehen. Dort kontrollierten Polizisten, ob sie sich an die Auflagen hielten. Die Polizei hatte eine ganze Reihe von Bestimmungen für die Demonstration festgelegt. „Jede Verherrlichung von Rudolf Heß in Wort, Schrift oder Bild wird untersagt“, hieß es in dem Auflagenbescheid.

Neonazis verlagerten ihren Aufmarsch nach Friedrichshain

Insgesamt waren rund 2300 Polizisten nach Behördenangaben im Einsatz, um Neonazis und Gegendemonstranten voneinander fernzuhalten und Gewaltausbrüche zu verhindern. Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Initiativen hatten zu Kundgebungen und Demonstrationen gegen die jährliche Neonazi-Veranstaltung aufgerufen.

Deren Schwerpunkt lag in Spandau. So beteiligten sich bis zu 3000 Menschen am Fest der Demokratie an der Kreuzung Wilhelmstraße, wo früher das Kriegsverbrechergefängnis stand, in dem sich Heß am 17. August 1987 selbst tötete. Weitere Demonstrationen und Kundgebungen gab es Rathaus und am Bahnhof in Spandau.

Nachdem die Neonazis ihren Aufmarsch nach Friedrichshain verlagert hatten, zogen auch die Gegendemonstranten um, darunter ein paar Dutzend schwarz gekleidete Linksautonome.