Herkunft

 

Der Begriff Gentrifizierung – abgeleitet vom englischen Wort „Gentry“ (niederer Adel) – wurde 1964 von der britischen Stadtsoziologin Ruth Glass geprägt. Sie bezeichnete damit den Zuzug von Mittelklassefamilien in den ursprünglich von Arbeitern bewohnten Londoner Stadtteil Islington.

Stadtquartiere

Heute wird der Begriff vielfältig verwendet, um Wandlungsprozesse in städtischen Wohnquartieren zu beschreiben. Immer geht es darum, dass Menschen aus preisgünstigen Stadtvierteln durch den Zuzug wohlhabender Eigentümer und Mieter verdrängt werden.

Proteste

 Eigentlich das, was sich eine wirtschaftlich schwachbrüstige Stadt mit Angst vor Verelendung nur wünschen kann, oder? "Schon", sagt Häussermann, "aber es wäre schön, den Prozess steuern zu können." Er erklärt, was in den Quartieren passiert: Günstige, aber szenige Altbauviertel seien die gefragten Wohnräume für die vielen Kreativen, die sich ansiedeln - aber oft in prekären Verhältnissen lebten und so auch billigen Wohnraum brauchten. Sie veränderten einen Kiez und machten ihn interessant. "Das zieht dann Touristen an, und auch die Leute, die Geld haben und den Kiez als Kulisse nutzen, weil sie das schick finden." Diese Klientel wiederum ist für Investoren interessant. Sie kaufen Wohnungen im Dutzend. Studenten und junge Leute ziehen ein und bleiben nur kurz - mit jedem Wohnungswechsel steigen die Mieten enorm. Es kommt zur Verdrängung. Es ist diese Entwicklung, auf deren Boden so etwas gedeiht wie der sogenannte Schwabenhass - er ist nur Synonym für den Zorn der Alteingesessenen, die erleben, wie ihre Viertel erst spannend, dann hochsaniert und von solventen Yuppies kolonialisiert werden. Anders gesagt: erklär mal einem Kreuzberger, der hier seit Jahrzehnten wohnt, er möge bitte nach Marzahn ziehen, weil es da billiger sei.

Berlin holt dabei schlicht eine typische Metropolenentwicklung im Zeitraffer nach, und die Geschwindigkeit überfordert manchmal die Bewohner, die sich nicht gefragt, sondern von fremdem Geld überrollt fühlen. Und sie trifft jene hart, die sowieso hart getroffen sind, ohne Geld und Chance. Sie fürchten zu Recht eine Stadt, die innen zwar glitzert, aber dort für die Mehrheit nicht mehr Heimat ist, und die arme Menschen an ihre unschönen Ränder drängt. Das alles passiert in Berlin, das eigentlich immer so stolz darauf war, dass in seinem proletarisch dominierten Stadtbild keine fühlbaren Schranken zwischen Arm und Reich existieren. Es passiert in einer armen, strukturell linken Stadt, die radikalen Protest kennt. Und es passiert in einer Zeit, in der Bürger ihren Drang nach Beteiligung effektiver artikulieren können als je zuvor.

Problematik rückt ins Zentrum der Politik

Gentrifizierung - so das Schlagwort - ist also Sprengstoff, sozial und auch politisch. Es gibt immer wieder auch gewaltsame Proteste. Eine Häuserräumung in Friedrichshain Anfang des Jahres musste mit Hilfe von 2000 Polizisten durchgesetzt werden. Es ist zwar völlig unklar, ob einer oder mehrere der derzeit aktiven Autobrandstifter ein politisches Motiv zum Anzünden von "Yuppiekarossen" haben, wie es Anfang 2009 der Fall war. Aber ausschließen lässt es sich auch nicht. Im Wahlkampf kann so was schnell brenzlig für die Regierenden werden. Andererseits: der Wahlkampf führt dazu, dass nicht mehr nur in irgendwelchen Stadtteilrunden diskutiert wird, sondern das Thema ins Zentrum rückt.

Alle Parteien haben sich den Kampf gegen höhere Mieten auf ihre Fahnen geschrieben. Das ist gut so. Weil das Kapital dieser Stadt und eine ihrer größten Qualitäten die Vielfalt ihrer Bewohner ist - die berühmte Berliner Mischung.

Gentrifizierung - ein schillerndes Wort

Herkunft

Der Begriff Gentrifizierung – abgeleitet vom englischen Wort „Gentry“ (niederer Adel) – wurde 1964 von der britischen Stadtsoziologin Ruth Glass geprägt. Sie bezeichnete damit den Zuzug von Mittelklassefamilien in den ursprünglich von Arbeitern bewohnten Londoner Stadtteil Islington.

Stadtquartiere

Heute wird der Begriff vielfältig verwendet, um Wandlungsprozesse in städtischen Wohnquartieren zu beschreiben. Immer geht es darum, dass Menschen aus preisgünstigen Stadtvierteln durch den Zuzug wohlhabender Eigentümer und Mieter verdrängt werden.

Proteste

In Deutschland stehen insbesondere das Schanzenviertel in Hamburg sowie der Prenzlauer Berg und Friedrichshain /Kreuzberg in Berlin für solche Verdrängungsprozesse. In diesen Vierteln hat es immer wieder auch gewaltsame Proteste gegen die Gentrifizierung gegeben.