Kam das Scheitern wirklich aus dem Nichts?

Es kann nicht davon die Rede sein, dass Schwarz-Grün hier einer geheimen Exit-Strategie der FDP auf die Schliche gekommen wäre. Denn FDP-Chef Lindner hat sich mehrfach öffentlich dazu bekannt, dass er seit der langen Verhandlungsnacht am Donnerstag massive Zweifel am Zustandekommen der Koalition hatte. Deshalb habe er die CDU-Chefin Angela Merkel am Freitag, am Samstag und auch noch am Sonntagmorgen vor einem Scheitern gewarnt. Merkel hat bestätigt, dass sie entsprechende Hinweise erhalten habe – ihre Berater, unter anderem der Kieler „Jamaika“-Ministerpräsident Daniel Günther, hielten das aber eher für Drohgebärden, um mehr herauszuholen. Am Sonntag hatte man sich dann nach Deutung der FDP, die von Beginn an die Verhandlungsführung als wenig zielorientiert und ausufernd kritisiert hatte, endlich auf ein anderes Vorgehen geeinigt. In der Nachmittagsrunde der Vorsitzenden konzentrierte man sich demnach auf zentrale Konfliktfelder und Lindner nahm daraus den Eindruck mit, als gerieten die Dinge tatsächlich auf – aus seiner Sicht - positive Weise in Bewegung. Während Generalsekretärin Nicola Beer diese optimistische Momentaufnahme in einem Fernsehstatement am frühen Abend dokumentierte, verdüsterte sich aus Lindner-Perspektive in der zeitgleich stattfindenden Chefrunde der Jamaika-Himmel wieder. Die von ihm vermuteten Zugeständnisse hätten sich nicht bestätigt, das Vertrauen sei endgültig zerstört gewesen.