Volker Schlöndorff präsentiert den dritten deutschen Beitrag im Berlinale-Wettbewerb – und seine Schauspieler retten ihn.

Berlin - Der Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) kommentiert bei der Pressekonferenz ungefragt gleich selbst, dass „Rückkehr nach Montauk“ sehr wortreich ist: „Das könnte das teuerste Hörbuch aller Zeiten werden“, habe sein Hauptdarsteller Stellan Skarsgård ihm nach der Lektüre des Drehbuchs geschrieben. Tatsächlich reden die Figuren permanent, was im Kino eigentlich nur bei Woody Allen funktioniert.

 

Hier retten die Schauspieler Schlöndorff. Der Schwede Skarsgård („Nymphomaniac“) spielt den Autoren Max, der zu Lesungen nach New York fährt, wo er seiner jungen Freundin Clara (Susanne Wolff) ein Praktikum besorgt hat. Zugleich sucht er den Kontakt zu Rebecca (Nina Hoss), einer verflossenen Liebe, der er auf diffuse Art nachhängt – und die auch seinen Roman bestimmt, wie eine Lesung offenbart.

Um getane und nicht getane Dinge, die man später bereut, geht es in dem Buch. Max hat damals nicht um Rebecca gekämpft, nun versucht er es und verliert sie endgültig bei einem Ausflug nach Montauk ans Ende von Long Island, wo alles begann – er vervollständigt also im Leben seine autobiografisch gefärbte Fiktion.

Nina Hoss breitet eine ganze Palette von Gefühlszuständen auf der Leinwand aus

Skarsgård gibt Max starke Konturen als luftiger Charmeur, der eloquent seine Beweglichkeit preist, im Umgang mit Frauen aber ein immobiler Nichtversteher ist. Er fällt aus allen Wolken, als er Rebecca einmal wirklich zuhört, nachdem sie dies eingefordert hat. Nina Hoss, die als Muse Christian Petzolds im Kino viele große, meist spröde Frauenrollen gespielt hat („Barbara“, „Phönix“), zeigt sich hier ganz anders: Rebecca ist eine Star-Anwältin mit gutem Humor, die sich beim Versuch, Max zu ergründen, auf sehr weiche Art öffnet, ausliefert. Es ist erstaunlich, wie es ihr zwischen all den Dialogzeilen gelingt, eine ganze Palette von Gefühlszuständen auf der Leinwand auszubreiten allein durch Körpersprache und Blicke. „Rebecca ist ja eher eine Traumfigur“, sagt Hoss vor der Presse, „man sieht sie durch seine Augen. Und davon muss sie sich befreien, nur die Projektion eines Mannes zu sein. Deshalb muss sie sich dieser Sache noch einmal stellen.“

Schlöndorff gibt zu, dass dem Drehbuch Autobiografisches zugrundeliegt. Er hat das Werk Max Frisch gewidmet, dessen „Homo Faber“ (1991) er verfilmte und der in seiner Erzählung „Montauk“ (1975) offen eine Affäre mit einer jüngeren Frau verarbeitete. „Das war eine Steilvorlage, eine eigene Geschichte zu erzählen, Dichtung und Wahrheit“, sagt Schlöndorff – „wobei ich mich nicht mit Goethe vergleichen möchte.“