Prägten Nazikünstler das Selbstbild der alten Bundesrepublik? Eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin sucht nach den Spuren von Hitlers „Gottbegnadeten“ im Nachkriegsdeutschland.

Berlin - Wer im Wormser Festhaus feiert, tut dies vor einem Nibelungen-Wandteppich, der 1965 von jenem Hermann Kaspar entworfen wurde, der vor dem Krieg etwa die gewaltvollen Intarsien an Adolf Hitlers Repräsentationsschreibtisch in der Berliner Neuen Reichskanzlei geschaffen hat. Er war einer der erfolgreichsten Künstler der Nazizeit, gehörte auch zu jenen „Gottbegnadeten“: Künstlern, die 1940 von Hitler und Goebbels vor dem Kriegsdienst geschützt wurden – und nach dem Krieg sowie oberflächlicher Entnazifizierung weiter große Erfolge hatten. 1960 entwarf Kaspar beispielsweise die altmeisterlichen Wandbilder im Augsburger Rathaus, vor denen man bis heute die Trauringe tauscht.