Die Berliner Grünen haben Renate Künast am Sonntag als Herausforderin des Regierenden Bürgermeisters Wowereit bei der Wahl 2011 nominiert.

Berlin - Nun hat Renate Künast es schriftlich: Die Grünen wollen mit ihr in den Berliner Abgeordnetenhaus-Wahlkampf ziehen und dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sein Amt abnehmen. Zwei Tage nach ihrer Ankündigung, im Herbst 2011 Wowereit herauszufordern, bestätigte die Grünen-Basis Künasts Kandidatur am Sonntag auf einem Landesparteitag. Sie stimmten einstimmig einer Resolution zu, in der unter dem Titel "Berlin. Eine Stadt für alle" der ergänzende Satz steht: "Wir wollen, dass Renate Künast Regierende Bürgermeisterin von Berlin wird." Die Listenaufstellung soll erst auf einem Parteitag im April folgen. Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag unterstrich den Anspruch der Grünen auf die Regierungsmacht in der Hauptstadt, und zwar nicht länger als Juniorpartner. "Wir sind bereit, die führende Verantwortung im Regierungsbündnis zu übernehmen", sagte Künast.

Zugleich stellte die 54-Jährige indirekt klar, dass sie nur bereit ist, als Regierende Bürgermeisterin in die Landespolitik zu wechseln. "Ich setze auf Sieg, und ich setze nur auf Sieg. Ich will zusammen mit Euch Regierende Bürgermeisterin von Berlin werden." Wowereit reagierte gelassen auf seine Herausforderin. Er wie auch die Berliner Fraktionsvorsitzenden der oppositionellen CDU und FDP warfen Künast einen Mangel an konkreten Inhalten vor. "Die Spitzenkandidatin hat da in ihrer Bewerbungsrede viele Allgemeinplätze geboten, sie hat ein Negativbild der Stadtpolitik gezeichnet und einfach vielen vieles verheißen", sagte er dem Magazin "Der Spiegel". "Wenn es wieder um ernsthafte Politik geht, wird sich das entzaubern."

Zugleich forderte der Bundes-SPD-Vize Künast erneut auf, sich "ohne Rückfahrkarte in die Bundespolitik" für den Wechsel auf die Landesebene zu entscheiden. Künast merkte dazu ironisch an, offenbar werde Wowereit "gerade zum Fahrkartenhändler". Sie wies auch seinen Vorwurf zurück, die Grünen seien eine "Abstauberpartei". Ob Atomausstieg, erneuerbare Energien oder doppelte Staatsbürgerschaft, alle Themen hätten zuerst die Grünen aufgegriffen und die SPD diese abgestaubt. Für sie bleibe die SPD dennoch die Partei, mit der die Grünen "die größte Schnittmenge" hätten, betonte Künast. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), befürwortete einen möglichen Sieg Künasts. "Ein Wechsel würde Berlin sehr guttun", sagte er der "Welt am Sonntag". "Wowereit bietet der Stadt keine Perspektiven." Der Fraktions- und Landeschef der Berliner CDU, Frank Henkel, erklärte, Künast bleibe die Antwort schuldig, wie sie ihre formulierten Ziele konkret umsetzen wolle. Auch Henkels FDP-Kollege Christoph Meyer kritisierte fehlende Inhalte.