Der Berliner „Tatort“ zeigt unheimliche Bilder, aber spannend wird er trotzdem nicht. Das Drehbuch ist zu kompliziert.  

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Berlin - Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Mann die Knarre auf seine Geliebte richtet, sie ihm aber, ganz entspannt, das Eisen abnimmt, lädt und, nein, sie schießt nicht – ermordet wird der Anwalt Simon Herzog erst später, draußen in der eisigen Kälte, mitten auf dem Schrottplatz. Wie ein Psychothriller beginnt der Tatort, der im eisigen Berlin spielt und viel Wert auf atmosphärische Details legt. Grau hängt der Himmel über der gefrorenen Landschaft, martialisch quietscht der Schredder auf dem Schrottplatz, fies kratzt der Rechen übers Beet.

 

Es kann einem schon unwohl werden in dieser düsteren Welt, die wirkt, als habe einer alle Farben herausgefiltert. Auch die Figuren sind farblos und schemenhaft, alles herzlose Psychopathen, denen man das Schlimmste zutraut. Um diese Blässe der Figuren auszugleichen, wurde ein komplexes Drehbuch (Heiko Schier) entwickelt, das in die Zeit vor der Wende führt, als in einer Berliner Industriellenfamilie ein Kind entführt wird und verschwunden bleibt. Heute leitet die Tante (Rebecca Immanuel) des Buben eine Stiftung, sagt „wir sind wohltätig, weil wir an Werte glauben“ – dabei hat sie den Jungen auf dem Gewissen. Der Chauffeur hat aus Liebe zu ihr die Strafe abgesessen, der einst entführte Junge aber lebt noch - und am Ende will man uns glauben machen, dass er die Ereignisse selbst eingefädelt habe.

Das ist kompliziert, zumal noch ein Nebenstrang zum Thema Sicherheitsverwahrung von Straftätern hinzukommt - der ermordete Anwalt wollte einen Kindermörder aus dem Gefängnis holen. Die allzu verschachtelte Handlung ist schön schaurig inszeniert. Da schneit es im Treppenhaus oder fällt plötzlich das Licht aus. Aber auch wenn die Bilder mitunter so kunstvoll wie Stillleben wirken, spannend ist dieser Tatort dadurch trotzdem nicht geworden.

Tatort: Mauerpark (ARD)