Bernhard Hoecker hat Thomas Gottschalk, den König der Samstagabendunterhaltung, parodiert. Im Interview verrät er, wie sich das anfühlt.

Stuttgart - Bernhard Hoecker (41) spielt viele Rollen: als Quatschmacher in der "Schillerstraße", als Fragensteller in "Genial daneben" (beide auf Sat 1) und als Kabarettist auf der Livebühne. Seine Rolle als Thomas Gottschalk ist jetzt Geschichte.

 

Herr Hoecker, am Samstag moderiert Thomas Gottschalk zum letzten Mal "Wetten, dass..?". Atmen Sie auf - oder kullert schon eine Träne?

Beides. Ein Abschied, der einem leidtut, zeigt, dass es vorher schön gewesen ist. Ich bin zwar nicht der große "Wetten, dass..?"-Gucker, weil ich samstags immer unterwegs bin. Da ich die Sendung immer als Kind gesehen habe, ist sie für mich aber ein Fels in der TV-Unterhaltung.

Dass man ausgerechnet Ihnen die Parodie von Herrn Gottschalk anvertraut hat, war das eigentlich ein Missverständnis?

Nein, manchmal geht man hin und besetzt gezielt gegen den Strich - was die Haare angeht...

...oder die Körpergröße. Herr Gottschalk ist 1,92 Meter groß, Sie nur 1,59 Meter. Können Sie sich wenigstens vorstellen, wie dünn die Luft da oben ist?

Ich hab' keine Ahnung, aber ich vermute mal, dass unter diesem Unterdruck die Hirnwindungen viel freier rotieren können als unter der extremen Druckbelastung in meiner Niederung.

Erklären Sie doch mal in einem Satz, was das Besondere an Thomas Gottschalk ist.

Das Erste, was mir auffiel, war die gute Laune, die er verbreitet hat... (trompetet jovial): "Al-sooo, Iiiihr Liiieee-ben, da wol-len wir mal..."

Klingt aufgesetzt.

Ich glaube, der ist wirklich immer so gut gelaunt. Sein Problem ist, dass er diesen Spagat schaffen muss zwischen jugendlich-fröhlichem Charakter und älter werdendem Körper.

Desinteresse muss nicht verborgen werden

Was fällt Ihnen sonst auf?

Während der Gast noch redet, ist er gedanklich schon bei der nächsten Frage.

Liegt das an dem Format oder ist es einfach Desinteresse?

Das Format der Sendung lässt es zu, dass er sein Desinteresse an bestimmten Gästen nicht verbergen muss. Also, Bastian Pastewka zum Beispiel kündigte er einmal mit den Worten an: "Von ihm hat man mir erzählt, er sei lustig."

Machen Sie doch mal eine typische Gottschalk-Geste.

Also, er reißt die Arme weit auseinander, so, als wolle er eine große Menge Menschen in die Arme zu schließen. Er ist eben ein Moderator für die ganze Familie.

Nach Ihrer Parodie stellt man ihn sich als einen hölzernen Nussknacker vor.

Bei einer Parodie muss ich bestimmte Details betonen, und bei Gottschalk ist das diese mechanische Sprechweise. Deshalb geht der Mund wie bei einem Nussknacker auf und zu.

Wo bleibt da seine viel gelobte Spontaneität?

Das Format zwingt ihn, bestimmte Floskeln reflexartig zu wiederholen. Seine Spontaneität kann er nur ausspielen, wenn etwas passiert, was nicht geplant war.

Gottschalks Reaktion auf die Parodie

Und wie hat Herr Gottschalk auf die Figur reagiert?

Mir wurde gesagt, dass er die Parodie lustig findet.

Bis auf die Kuh Yvonne hat das ZDF beinahe schon jeden gefragt, ob er "Wetten, dass..?" übernehmen möchte. Sie auch?

Ich bin kein Moderator, deshalb falle ich aus diesem Schema heraus. Mein Problem ist: Ich könnte mir die vielen Namen doch gar nicht merken.

Aber dafür gibt es ja Michelle.

Es wäre mir aber peinlich, wenn der nächste Gast kommt, und dann ruft Michelle schnell rein: "Bully Herbig!" Obwohl, den kenne ich ja...

Herr Gottschalk hat damit keine Probleme.

Der kann aber Englisch und weiß, was die Leute beruflich machen. Mich würde dieser Promiklatsch gar nicht interessieren.

Trotzdem eine Frechheit, dass das ZDF Sie noch nicht gefragt hat.

Mmmh, bisher wurde ich nur von einer Schweizer Lokalzeitung gefragt. Ich glaube aber, dass ihr Einfluss auf die Entscheidungsträger eher gering einzuschätzen ist.