Erst vor wenigen Wochen hat der Stuttgarter Unternehmer Ulrich Dietz öffentlich darüber räsoniert, dass er den von ihm gegründeten und groß gemachten IT-Dienstleister GFT nicht unbedingt an seine Kinder weitergeben müsse; diese hätten vielleicht ganz andere unternehmerische Interessen. Bei Leibinger ist solch eine Sichtweise kaum vorstellbar. „Der Mensch möchte Eigentum bewahren“, lautet sein Kredo.

 

Innovationen waren in der Blechbearbeitung selten

Gegründet wurde Trumpf als mechanische Werkstätte Julius Geiger, der heutige Namensgeber Christian Trumpf und weitere Partner kamen erst 1923 hinzu. Berthold Leibinger fing hier 1950 als Lehrling an, kam nach Studium und USA-Aufenthalt 1961 zurück und begann 1963 Geschäftsanteile zu erwerben – bis er schließlich Alleineigentümer war. Schritt für Schritt ging das, indem er einerseits seine vielen bei Trumpf erworbenen Patente einsetzte und andererseits mehrfach Kredite aufnahm. Leibinger sagt von sich: „Ich bin Maschinenbauer durch und durch. Was ich kann, ist die Maschine zu beurteilen und auch Neues wie den Laser als Werkzeug hinzuzufügen.“

Das hat Trumpf zu einer Größe im Maschinenbau mit jetzt 2,7 Milliarden Euro Umsatz und 11 000 Mitarbeitern gemacht. Leibingers große Innovation war die Einführung des Lasers als Werkzeug in einer Branche, die er mit „einem unbestellten Acker“ vergleicht: Blechbearbeitung. Große technische Umwälzungen waren da eher die Ausnahme, mit Fleiß und Ideen konnte Trumpf punkten.

Nun hat der Maschinenbauer so wie die ganze Branche die nächste Herausforderung zu bewältigen: die Digitalisierung. Und Leibinger ist froh, dass sich darum jetzt Jüngere kümmern. Der Unternehmer räumt ein: „Ich bin in dieser digitalen Welt nicht groß geworden. Das ist eine neue Welt.“ Er sieht eine Spaltung in eine digitale und eine dingliche Welt, die eine flüchtig, die andere etwas langsamer. Aber gleich darauf schwächt er ab: „Und doch bedingen beide einander.“ Gleichwohl: zu einem Unternehmen wie dem Karlsruher Start-up Axoom, das Trumpf gegründet hat und eine Plattform für die durchgängige Organisation eines Unternehmens nach den Erfordernissen von Industrie 4.0 bietet, hat Leibinger, das gibt er zu, nicht den gleichen Zugang wie die jüngere Generation. Gleichwohl weiß er um den Stellenwert der Digitalisierung, spricht sogar mit einer gewissen Ehrfurcht davon.

Zwischen den USA und Japan

Für ihn ist klar, dass Deutschland seine Position in der Welt nicht wird halten können, wenn die Bits und Bytes vernachlässigt werden. Leibinger, der gut 70-mal in Japan war und auch sonst überall auf der Welt herumgekommen ist, sieht die deutsche Wirtschaft in einer Position zwischen Amerika und Japan – nicht so innovativ wie die Amerikaner, aber in der Qualität viel besser; nicht so qualitätsbesessen wie die Japaner, aber innovativer. Leibinger: „Unser Ziel muss es sein, Innovation und Qualität miteinander zu verbinden. Und zur Innovation gehört die digitale Welt ganz und gar dazu.“

Die Digitalisierung fordert alle heraus

Erst vor wenigen Wochen hat der Stuttgarter Unternehmer Ulrich Dietz öffentlich darüber räsoniert, dass er den von ihm gegründeten und groß gemachten IT-Dienstleister GFT nicht unbedingt an seine Kinder weitergeben müsse; diese hätten vielleicht ganz andere unternehmerische Interessen. Bei Leibinger ist solch eine Sichtweise kaum vorstellbar. „Der Mensch möchte Eigentum bewahren“, lautet sein Kredo.

Innovationen waren in der Blechbearbeitung selten

Gegründet wurde Trumpf als mechanische Werkstätte Julius Geiger, der heutige Namensgeber Christian Trumpf und weitere Partner kamen erst 1923 hinzu. Berthold Leibinger fing hier 1950 als Lehrling an, kam nach Studium und USA-Aufenthalt 1961 zurück und begann 1963 Geschäftsanteile zu erwerben – bis er schließlich Alleineigentümer war. Schritt für Schritt ging das, indem er einerseits seine vielen bei Trumpf erworbenen Patente einsetzte und andererseits mehrfach Kredite aufnahm. Leibinger sagt von sich: „Ich bin Maschinenbauer durch und durch. Was ich kann, ist die Maschine zu beurteilen und auch Neues wie den Laser als Werkzeug hinzuzufügen.“

Das hat Trumpf zu einer Größe im Maschinenbau mit jetzt 2,7 Milliarden Euro Umsatz und 11 000 Mitarbeitern gemacht. Leibingers große Innovation war die Einführung des Lasers als Werkzeug in einer Branche, die er mit „einem unbestellten Acker“ vergleicht: Blechbearbeitung. Große technische Umwälzungen waren da eher die Ausnahme, mit Fleiß und Ideen konnte Trumpf punkten.

Nun hat der Maschinenbauer so wie die ganze Branche die nächste Herausforderung zu bewältigen: die Digitalisierung. Und Leibinger ist froh, dass sich darum jetzt Jüngere kümmern. Der Unternehmer räumt ein: „Ich bin in dieser digitalen Welt nicht groß geworden. Das ist eine neue Welt.“ Er sieht eine Spaltung in eine digitale und eine dingliche Welt, die eine flüchtig, die andere etwas langsamer. Aber gleich darauf schwächt er ab: „Und doch bedingen beide einander.“ Gleichwohl: zu einem Unternehmen wie dem Karlsruher Start-up Axoom, das Trumpf gegründet hat und eine Plattform für die durchgängige Organisation eines Unternehmens nach den Erfordernissen von Industrie 4.0 bietet, hat Leibinger, das gibt er zu, nicht den gleichen Zugang wie die jüngere Generation. Gleichwohl weiß er um den Stellenwert der Digitalisierung, spricht sogar mit einer gewissen Ehrfurcht davon.

Zwischen den USA und Japan

Für ihn ist klar, dass Deutschland seine Position in der Welt nicht wird halten können, wenn die Bits und Bytes vernachlässigt werden. Leibinger, der gut 70-mal in Japan war und auch sonst überall auf der Welt herumgekommen ist, sieht die deutsche Wirtschaft in einer Position zwischen Amerika und Japan – nicht so innovativ wie die Amerikaner, aber in der Qualität viel besser; nicht so qualitätsbesessen wie die Japaner, aber innovativer. Leibinger: „Unser Ziel muss es sein, Innovation und Qualität miteinander zu verbinden. Und zur Innovation gehört die digitale Welt ganz und gar dazu.“

„Ich mag den Nur-Unternehmer nicht“

Berthold Leibinger, der Bildungsbürger, der im Gespräch auch mal wie zufällig ein Zitat aus Schillers „Wallenstein“ fallen lässt, zweifelt nicht an Talent und Ehrgeiz der „Digital Natives“. Deren Ferne zur klassischen Bildung stört ihn aber schon ein wenig – ebenso, dass sich auch gestandene Manager selbst beim Geschäftsessen noch von ihren Smartphones hypnotisieren lassen. Immerhin räumt er ein, dass Wissens- und Bildungsstandards schon immer auch Definitionen ihrer Zeit gewesen sind.

Interesse an der Deutsch-Note im Abitur

Der Maschinenbauingenieur glaubt aber schon, dass es vielen Unternehmern heutzutage an der Vielfalt der Interessen fehlt. Leibinger, der seine angehenden Ingenieure früher gerne mal nach der Deutschnote im Abitur gefragt hat (und das bei der Einstellung dann auch berücksichtigt hat), hält viele deutsche Unternehmer für zu selbstzentriert und zu wenig ambitioniert, weil sie sich mit ihrem wirtschaftlichen Erfolg zufriedengeben. Leibinger: „Für mich stand der wirtschaftliche Erfolg nicht im Vordergrund, der kam sozusagen dazu. Mir war immer wichtig, in unserem Bereich die beste Maschine zu machen.“ Und er wird noch deutlicher: „Ich mag den Nur-Techniker nicht; ich mag auch den Nur-Unternehmer nicht. Wir sind in eine so farbige und interessante Welt hineingestellt, da ist das zu einseitig.“

Erfolgsgeschichten wie Trumpf sind in Deutschland selten geworden. Mit einer Mischung aus Zurückhaltung und Koketterie spricht Leibinger über das eigene Werk: „Verglichen mit Steve Jobs und Apple ist das ein bescheidenes ,Sächle‘, was wir hier gemacht haben.“

Leibinger hat viele Leute reich gemacht

Dass es an Gründungen, auch produktionsnahen Gründungen, im Land fehlt, glaubt er nicht. Nur bleiben sie offenbar nicht lange selbstständig – weil sie aufgekauft werden: „Die großen Unternehmen spüren, dass Größe und Verkrustung eng beieinanderliegen. Sie suchen das Unruhige, das Neue und sind auf die Kleinen aus.“ Und offenbar fehlt manchen Gründern dieser unbedingte Wille, den Leibinger ausstrahlt: etwas aufbauen, es erhalten und in der Familie weitergeben zu wollen.

Aber es gibt sie: „Die Stärke unseres Landes“, sagt Leibinger, „ist der besitzorientierte Mittelstand auch kleinerer Art, von dem man wenig liest.“ So gab es aus Trumpf heraus etwa 20 Gründungen durch Servicetechniker. Die kannten die Maschinen und machten sich selbstständig, um dann Blechteile für Kunden zu bearbeiten – fast Handwerksbetriebe, so wie Trumpf einst auch einer war. Viele Leute haben Leibinger schon gesagt, dass sie durch ihn reich geworden seien. Das freut ihn.