Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)
Sie zitieren in Ihrem Buch sehr unterhaltsam Beispiele für Sponsoring, also wenn sich etwa Musiker für Werbeclips hergeben. Ist das nicht eine Kröte, die man schlucken kann – solange dadurch Geld für junge Bands und unbekannte Musiker da ist?
Wenn das Geld nur dafür ausgegeben würde . . . Im übrigen wäre die Karriere eines Künstlers vor zehn Jahren erledigt gewesen, der für McDonald’s Werbung gemacht hätte.
Der Stuttgarter Rapper Cro macht zum Beispiel für McDonald’s Werbung.
Ja, und für H&M hat er eine T-Shirt-Kollektion gestaltet. Mir scheint, dass da jemand weniger an den langfristigen Erfolg glaubt, sondern möglichst viele Werbedeals mitnehmen will. Ich glaube, dass andere Künstler das besser machen oder besser beraten werden. Casper zum Beispiel gibt sich nicht für jeden Werbedeal her.
In Ihrem Buch erwähnen Sie die von vielen Bands gewählte Deutschland-Route Berlin – Hamburg – Köln und eventuell München oder Frankfurt. Stuttgart ist nicht drauf. Warum?
Stuttgart liegt einfach nicht auf der Landkarte der Manager. Die sitzen in den USA und in Großbritannien und organisieren eine kurze, zweiwöchige Europatournee in der Regel nur durch Nordeuropa: London, Paris, Brüssel, Berlin, Skandinavien. Wenn eine Band nicht Richtung Italien fährt, schaut sie meist nicht mal in Frankfurt oder München vorbei und erst recht nicht in Stuttgart. Man kann das den angelsächsischen Managern nur schwer vermitteln, dass Deutschland kein zentralistischer Staat ist mit einem einzigen Zentrum, wo alle wichtigen Medien und Multiplikatoren sitzen, sondern dass wir föderale Strukturen haben. Man kann eine neue Band in Deutschland nur dann sinnvoll aufbauen, wenn sie in der Fläche spielt. Das aber wollen die meisten Manager in England nicht, die sagen: In Frankreich spielt die Band eine Show, warum soll ich Deutschland sechs Shows geben? Ich halte das für kurzsichtig, immerhin ist Deutschland einer der größten Musikmärkte der Welt. Und: Wenn eine Band hier erfolgreich ist, hat sie eine lange Karriere vor sich, das deutsche Publikum ist sehr treu.