180 000 Euro hat die Stadt in ein hoch technisiertes Klassenzimmer investiert. Darin erproben die Monteure der Zukunft die Gerätschaften zur Energiewende

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - Doch, das ist tatsächlich so, sagt Manfred Härterich. Vor nicht allzu langer Zeit „hätte man für den Aufbau einer solchen Anlage ein Ingenieursstudium gebraucht“. Heute erledigen das Haupt- und Realschüler. Härterich leitet die Robert-Mayer-Schule, eine Berufsschule, an der im Treffpunkt Rotebühlplatz Lehrlinge unterrichtet werden. Jene Anlage steht im Raum E 4.05 und ist nur eine von vielen hier, die mit dem Ziel erdacht wurden, den Energieverbrauch in Häusern zu senken. Der Raum ist das neue Energiespar-Klassenzimmer der Schule. In der vergangenen Woche wurde es eingeweiht.

 

Die Anlage brummt vor sich hin, etwa so laut wie ein Kühlschrank, der in naher Zukunft dem Schrott übergeben werden muss, und auch mit demselben Geräusch. Das ist kein Zufall, denn die Anlage ist eine Wärmepumpe und funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie Kühlschränke. Sie saugt Luft aus dem Raum an und entzieht ihr mittels eines Kompressors und eines Kältemittels Energie. Mit der kann wahlweise gekühlt oder geheizt werden.

Im Versuch ist der Aufbau unsinnig

Im Moment erwärmt der Apparat Wasser, das in einem tatsächlichen Einsatz in eine Fußbodenheizung gepumpt würde. Aus energetischer Sicht ist der Aufbau selbstverständlich unsinnig: Die Anlage entzieht der Luft Wärme, um Wasser zu erwärmen, das wiederum die Luft erwärmt. Im realen Einsatz würde die Luft aus dem Freien eingesaugt.

Der ist eben nicht das Ziel des Energiespar-Klassenzimmers, für dessen Gerätschaften die Stadt Stuttgart 180 000 Euro bezahlt hat. Es geht darum, dass die Schüler lernen, wie die Apparaturen funktionieren, wie sie aufzubauen und wie sie zu warten sind. Auch Störfälle können simuliert werden. Alle Versuchsanlagen sind aus Komponenten gebaut, die Hausbesitzer im Handel kaufen können. Allerdings sind sie nicht platzsparend in ein Gehäuse montiert, sondern auf Metallstellwände, damit die Schüler jedes Einzelteil sehen und den Grundaufbau verstehen können.

Später werden sie solche Anlagen in Häuser einbauen. Im Fall der Wärmepumpe müssten Auftraggeber dafür nach klassischem handwerklichem Verständnis einen Heizungsbauer, einen Installateur und für den Anschluss der Regeltechnik ein Elektriker beauftragen. Diese strenge Trennung ist allerdings schon im Jahr 1998 aufgehoben worden. Seitdem „gehen die Gewerke ineinander über“, sagt Härterich. Zusätzlich zur komplexeren Ausbildung müssen die Berufsschüler sich später auf Weiterbildungen einstellen. Das ist teuer: Allein die Fortbildung vom einfachen Monteur zum Kundendienstmonteur kostet nicht nur Zeit, sondern auch 2000 Euro.

Wie eine Wärmepumpe tatsächlich funktioniert, würden wohl die meisten Abiturienten nicht verstehen. Es sei denn, sie planten ein Studium der Ingenieurswissenschaften. Allerdings „stehen diese Techniken nicht zur Disposition“, sagt Härterich. „Die Politik verlangt die Energiewende.“ Hauptschülern, die beispielsweise Heizungsbauer werden wollen, bleibt also gar nichts übrig, als zu verstehen, wie eine Wärmepumpe kalte Luft zu warmem Wasser verarbeitet.