Bei der Ausbildungsmesse „Abenteuer Mensch“ buhlen die Arbeitgeber um die Gunst der Schüler. Am Samstag geht ebenfalls in der Hermann-Schwab-Halle in Winnenden die Messe „Abenteuer Wirtschaft“ über die Bühne.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Winnenden - Deniz hat schon einen ganzen Stapel Infobroschüren im Gepäck. Der 14-jährige Werkrealschüler ist einer der knapp 500 Besucher der Ausbildungsmesse für Gesundheits- und Pflegeberufe „Abenteuer Mensch“, die an diesem Tag in der Winnender Hermann-Schwab-Halle stattfindet. Deniz sagt, er würde nach der Schule gerne im Büro arbeiten, aber er sei auch gerne draußen. Einen konkreten Berufswunsch hat er noch nicht, also schaut er sich um. Guckt hier, plaudert dort. Wieder macht er Halt an einem der vielen Stände. Die Mitarbeiter der verschiedensten Einrichtungen und Unternehmen buhlen um die Gunst des Nachwuchses.

 

Eben hat der Geschäftsführer der Waiblinger Agentur für Arbeit, Jürgen Kurz, am Rande der Messe gesagt, dass es kaum Berufe gebe mit mehr Bewerbern als Lehrstellen. Speziell im Sozial- und Pflegebereich sei die Nachfrage groß, die Nachfrage der Arbeitgeber.

Servicehelfer im Sozial- und Gesundheitswesen

Deniz hat einen Beruf gefunden, der passen könnte, einen Beruf, der kaum bekannt ist: Servicehelfer im Sozial- und Gesundheitswesen. Die Robert-Bosch-Stiftung hat diese Ausbildung entwickelt, um – wie es in dem Prospekt heißt – jungen Menschen einen Berufseinstieg zu ermöglichen, „auch wenn der Hauptschulabschluss nicht so glänzend ist“. Deniz erklärt zwar, dass er unbedingt die Mittlere Reife machen wolle. Die Aufgaben, die ein Servicehelfer übernimmt, könnten ihm aber gefallen: zum Beispiel alte oder behinderte Menschen zum Arzt begleiten, in einer Cafeteria mithelfen, Hausmeisterarbeiten erledigen, Essen verteilen. Deniz sagt, er wolle bald in einer Einrichtung vorbei schauen, in der solche Servicehelfer arbeiten, später vielleicht ein Praktikum machen.

Ein paar Schritte weiter: ein Stand, den die Besucher nicht unbedingt auf dieser Messe erwarten – gleich am Eingang präsentiert sich die Bundeswehr. „Wir bieten auch zivile Ausbildung an“, sagt der Mann in Uniform. Zum Beispiel zum Krankenpfleger, etwa im Militärhospital in Ulm. Pfleger könnten auch im Sanitätsdienst der Bundeswehr Karriere machen.

An gefühlt fast jedem zweiten Messestand werden junge (oder auch ältere) Leute gesucht, die in der Altenpflege arbeiten möchten. Als sogenannte Alltagsbegleiter, als Pflegehelfer oder als Altenpfleger. Der Agenturchef Kurz spricht mit Blick auf diese Branche von Zukunftsberufen. Stichwort demografischer Wandel, es gibt halt immer mehr alte Menschen im Land.

Altenpfleger, ein Traumberuf?

Andreas Höfer steht vor einem Schild mit der Aufschrift „Altenpfleger, dein Traumberuf“. Altenpfleger, ein Traumberuf? Ja klar, sagt Höfer sinngemäß. Er habe nach dem Abitur und dem Zivildienst im Murrhardter Altenheim Eulenhöfle eigentlich Agrarbiologie studieren wollen. Dann indes ist er gebleiben, hat Altenpfleger gelernt, sich weitergebildet zum Wohnbereichsleiter. Heute ist der 48-Jährige Pflegedienstleiter der Einrichtung. Er arbeite nach wie vor auch auf den Wohngruppen, „das macht Spaß“.

Viele Schüler gehen mit konkreten Plänen heim. Die 16-jährige Leoni zum Beispiel will ein Praktikum im Kinderkrankenhaus machen. Der 14-jährige Armin sagt, er habe „eher nichts“ gefunden, wolle vielleicht Einzelhandelskaufmann werden. Er sollte am Samstag wieder kommen, dann findet in der Schwab-Halle die Ausbildungsmesse „Abenteuer Wirtschaft“ statt.