Wie baut man einen geschlossenen Stromkreis? Wie riechen Küchenkräuter? Über 600 Schüler schnupperten beim Berufsparcours der Industrie- und Handelskammer Esslingen-Nürtingen in Wendlingen in verschiedene Ausbildungsberufe.
Insgesamt 328 Ausbildungsberufe in Industrie und Handwerk, im öffentlichen Dienst, in der Hauswirtschaft, der Landwirtschaft, der Seeschifffahrt und in den freien Berufen führt das Bundesinstitut für Berufsbildung für das Jahr 2024 auf. Jugendliche haben also die Qual der Wahl. Um es ihnen leichter zu machen, veranstaltet die Industrie- und Handelskammer (IHK) im Bezirk Esslingen-Nürtingen vier Mal im Jahr sogenannte „Berufsparcourse“. Das Besondere: Im Gegensatz zu den üblichen Job- und Karrieremessen ist ausprobieren angesagt.
„Anders als bei einer klassischen Berufsmesse gibt es beim Berufsparcours Praxisaufgaben zum Anfassen und Ausprobieren“, sagte IHK-Geschäftsführer Christoph Nold. Was liegt mir, was liegt mir nicht – oder einfach mal was ganz Neues ausprobieren – diese Möglichkeit wurde im Wendlinger Treffpunkt Stadtmitte von den über 600 Schülern rege genutzt. Darunter waren alle weiterführenden Wendlinger Schulen plus Bildungseinrichtungen aus der Region.
Laufen mit zwei Tellern auf einem Arm
Lara, Nayla und Kiara von der Wendlinger Johannes-Kepler-Realschule (JKR), die auch als offizielle Partnerschule fungierte, liefen beispielsweise im Gänsemarsch mit jeweils zwei Tellern auf einem Arm um die gedeckte Tafel beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Die Aufgabe: Die auf den Tellern liegenden Linsen durften nicht ins Rutschen geraten – schließlich erwartet der Gast von einer Hotelfachfrau im Service viel Professionalität. „Es ist wichtig, dass man das hier mal ausprobieren kann“, bekannte Kiara. Vorgestellt wurde neben der Hotelfachfrau auch der Beruf des Kochs. Da ging es ums Schnuppern, und es mussten verschiedene Küchenkräuter richtig klassifiziert werden. Rosmarin und Minze stellten für die 14-Jährigen keine Herausforderung dar, anders sah es beim Thymian aus.
Auch von Ausstellerseite – insgesamt präsentierten sich 22 Betriebe sowie die Stadtverwaltung Wendlingen beim Berufsparcours – erhielt das etwas andere Format viel Lob: „Hier kommen wir mit den Jungs und Mädels gleich ins persönliche Gespräch“, bestätigte Chiara Fausch, die Ausbildungsreferentin bei Transnet BW ist. Vorgestellt wurde die Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechniker, als Aufgabe wartete der Bau eines geschlossenen Stromkreises auf die Interessenten.
Anfragen für ein Schnupperpraktikum
„Wir haben schon einige Anfragen für ein Schnupperpraktikum“, erzählte am nächsten Stand Alexandra Ogrenitsch. Sie ist Ausbildungsleiterin bei der Gebrüder Weiss GmbH. Dort war Kommissionieren angesagt, eine Aufgabe, die eine Fachkraft für Lagerlogistik gut beherrschen muss. „Viele wissen nicht, dass unsere Fachkraft auch ein kaufmännischer Beruf ist.“ Auch das Interesse bei den Besucherinnen war hoch. „Wir haben meist männliche Bewerber und sind froh über jede weibliche Interessentin.“ Viele hätten immer noch die Vorstellung, Lagerlogistik habe viel mit körperlicher Arbeit zu tun, so Ogrenitsch. Das sei aber nicht so.
Neben IHK und JKR wurde die Veranstaltung auch von der Wirtschaftsförderung der Stadt Wendlingen mitorganisiert. Wirtschaftsförderer Richy Bauer freute sich über die Bandbreite an vorgestellten Ausbildungsberufen: „Da ist fast für jeden was dabei.“ Man wolle mit dem Berufsparcours Lust auf mehr machen, ergänzte IHK-Geschäftsführer Nold. In der Vergangenheit habe es viele positive Rückmeldungen gegeben: „Das zeigt auch, dass 80 Prozent der teilnehmenden Firmen Wiederholungstäter sind.“