Kritik an Platzmangel in den neuen Zügen nimmt das Ministerium ernst, für verlängerte Züge sind aber offenbar einige Bahnsteige zu kurz.

Backnang - Zu wenig Sitzplätze und zu harte Sitze und auch die Pünktlichkeit sei tendenziell noch mieser geworden als zuvor – so lautet die Kritik einiger Nutzer an den seit Mitte Dezember über die Schienen der Murrbahn rollenden neuen Züge des Modells Talent des Eisenbahnproduzenten Bombardier. Man nehme Kritik aus der Bevölkerung ernst, heißt es dazu in einer Stellungnahme des Verkehrsministeriums des Landes. „Unsere Mitarbeiter werden in nächster Zeit die Auslastung der Züge selbst überprüfen“, versichert die Pressesprecherin Babett Waschke. Allerdings müsse angemerkt werden, dass es durch Ausfälle bei der S-Bahn im Nahverkehr auf der Murrbahn immer wieder zu außerordentlichen Belastungen kommen könne. Eine solche Ausnahmekonstellation sei wohl die vom SPD-Landtagsabgeordneten Gernot Gruber monierte Situation. Dies sei nicht die Regel und könne nicht Anlass dafür sein, das Grundkonzept infrage zu stellen.

 

Für drei gekoppelte Züge sind einige Bahnsteige zu kurz

Entsprechend der anstehenden Erhebungen, so die Sprecherin, „werden wir die Optionen zur Nachbestellung von Zügen erwägen“. Deren Einsatz stoße jedoch bei den bestehenden Bahnsteiglängen auf Grenzen. Drei gekoppelte Talent-2-Züge hätten nämlich eine Gesamtlänge von etwa 220 Metern. Die Stationen von Oppenweiler bis Gaildorf-West (Kreis Schwäbisch Hall) hätten aber allesamt Bahnsteige, die nur zwischen 160 und 190 Metern lang seien. Der Bahnsteig in Fichtenberg sei sogar nur 140 Meter lang. Hier sei zunächst die Deutsche Bahn gefragt und müsse entlang der Murrbahn im Zweifelsfall die Infrastruktur ausbauen.

Was den Vorwurf angehe, zwischen 6 und 8 Uhr sei eine Regionalbahn weggefallen, müsse berücksichtigt werden, dass mit dem Fahrplan am 10. Dezeber ein 30-Minuten-Takt eingeführt worden sei, durch den die zeitlichen Lücken zwischen den Zügen verringert worden seien. „Hier muss sich die Nachfrage der Fahrgäste nun neu verteilen.“

Minister: In den Hauptverkehrszeiten sind auch Stehplätze zumutbar

Gernot Gruber hat zwischenzeitlich auch Antworten auf seine Kleine Anfrage im Landtag in dieser Sache bekommen. Eine Frage lautet da, ob denn die Talentzüge – bezogen auf die Hauptverkehrszeiten – über genügend Beförderungskapazitäten und Sitzplätze für die Fahrgäste auf der Murrbahn verfügten. Bei 300 bis 350 Fahrgästen in den am stärksten besetzten Zügen sei dies voraussichtlich selbst dann der Fall, „wenn ein spürbarer positiver Nachfrageeffekt durch die Neufahrzeuge einsetzt“, schreibt dazu der Verkehrsminister Winfried Hermann. Hier sei aber auf die landesweiten Vorgaben bei der Kapazitätsbemessung zu verweisen. „Diese schließen in der Hauptverkehrszeit auch die Inkaufnahme von Stehplätzen auf Strecken bis zu zehn Minuten Fahrzeit ein.“ Überbesetzungen seien dem Verkehrsministerium im Übrigen in den ersten Wochen nach der Inbetriebnahme nicht bekannt geworden.