Ein Ditzinger klagt, dass er eine Woche lang keine Post bekommen hat. Die Post verweist auf nicht vermeidbare „betriebliche Engpässe“. Doch die Beschwerden der Verbraucher nehmen zu.

Ditzingen - Hans-Werner Cieslik hat es sich abgewöhnt, nach dem Wochenende in den Briefkasten zu schauen. „Montags bekommen wir nie Post“, sagt der Mann aus dem Ditzinger Stadtteil Schöckingen. Bei den Nachbarn sei das genauso. Damit hat er sich abgefunden. Nicht aber mit einer Erfahrung: „Ich habe eine Woche lang keine Post erhalten.“ Als sie dann endlich kam, sei es ein ganzer Stapel gewesen. Zurzeit treffe die Post wieder regelmäßig ein, sagt Cieslik. Eine Zeitschrift bekomme er aber seit Monaten verspätet. Selbst zu Hochzeiten, wie etwa Weihnachten, klagt er, gebe es Verzögerungen.

 

Auf Anfrage teilt die Post mit, dass man Mitte August an zwei Tagen in einem Zustellbezirk in Schöckingen nicht alle Haushalte vollständig habe beliefern können. „Liegengebliebene Sendungen wurden bis zum Ende der betroffenen Woche ausgeliefert“, sagt der Sprecher Hugo Gimber. Als „flächendeckender Postdienstleister können wir Unregelmäßigkeiten natürlich nicht gänzlich ausschließen“. Es gebe immer wieder Fälle, in denen es wegen kurzfristiger Erkrankungen, Witterungseinbrüchen oder Unfällen zu „betrieblichen Engpässen“ kommen könne.

Weniger Leerungen an Sonn- und Feiertagen

Es gibt immer mehr Verbraucher, die sich über die Post ärgern. Beim Verbraucherservice Post der Bundesnetzagentur gingen im vorigen Jahr 6100 schriftliche Beschwerden ein über Brief- und Paketdienstleister: Um die Hälfte mehr als 2016. Neun von zehn Beschwerden betreffen die Deutsche Post, die mit einem Anteil von fast 85 Prozent den Markt bestimmt. Die Bundesnetzagentur registriert weiter ansteigende Zahlen. „Bis Mitte dieses Jahres gingen bereits 5700 schriftliche Beschwerden im Postbereich ein. Das sind fast so viele wie im gesamten Jahr 2017“, sagt die Sprecherin Carolin Bongartz. Die Bürger bemängelten vor allem ausgefallene oder verspätete Zustellungen, besonders bei Briefen. Aus dem Kreis Ludwigsburg gingen voriges Jahr 102 Beschwerden ein, bis zur Jahresmitte waren es 30.

Dass viele Bürger über fehlende Post an Montagen klagen, ist der Bundesnetzagentur bekannt. Dazu lägen aber „keine gesicherten Erkenntnisse“ vor, sagt Carolin Bongartz. Vielmehr sei es eine gefühlte Wahrnehmung, die sich nicht beweisen lasse. Die Bundesnetzagentur bemängelt hingegen, dass viele öffentliche Briefkästen (56 Prozent) nur noch vormittags geleert würden. Auch die Leerungen an Sonn- und Feiertagen würden reduziert.

Nur 272 Meter bis zum nächsten Briefkasten in Ditzingen

Über Standorte und Leerungszeiten der Briefkästen entscheide das Verhalten der Kunden, sagt der Postsprecher: Weniger frequentierte Kästen würden nur vormittags geleert. In Ditzingen betreffe das zehn der 17 Briefkästen. Insgesamt sei die Abdeckung sehr gut: Im Schnitt müsse der Kunde zum nächsten gelben Kasten 272 Meter zurücklegen. Vorgeschrieben sei in bebauten Wohngebieten ein Abstand von maximal einem Kilometer.

Die Post stellt laut Hugo Gimber an allen Werktagen Briefe zu. Der Montag sei aber ein „verkehrsmengenschwacher Tag“, an dem es weniger als fünf Prozent der Gesamtmenge einer Woche zur Zustellung gebe. Dabei handle es sich meist um private Post. Denn Geschäftspost werde nur bis freitags eingeworfen und tags darauf zugestellt, Werbung käme nur dienstags bis samstags. „Wer keine Tageszeitung per Post erhält und keine Korrespondenzpartner hat, die am Wochenende Briefe verschicken, kriegt in der Tat montags selten Post“, bestätigt Gimber.

Post stellt laut Untersuchung pünktlich zu

Das Gesetz, die sogenannte Post-Universaldienstleistungsverordnung, schreibt mehr als die Zustellung an allen Werktagen vor. Die Post muss demnach mindestens 80 Prozent der Briefe am nächsten und 95 Prozent am übernächsten Werktag zustellen. „Die Vorgabe übererfüllen wir deutlich“, sagt Gimber: Einer externen Untersuchung zufolge landeten 93 Prozent der Briefe am nächsten Werktag beim Empfänger, 99 Prozent am übernächsten.

Die Bundesnetzagentur bekommt die Ergebnisse vierteljährlich und bestätigt die Angaben der Post. Sie kritisiert aber die „sehr beschränkten“ Sanktionsmöglichkeiten bei „Qualitätsmängeln im Einzelfall“. Man gehe allen Mängeln nach, könne aber keine Bußgelder verhängen oder die Post zu einer bestimmten Qualität zwingen.

Für personelle Engpässe bei der Post hat Hans-Werner Cieslik Verständnis. Ihn stört deren Informationspolitik. „Es wäre schön, wenn die Post bei Beschwerden den Grund der Verspätung nennt, statt formlose Standardantworten zu geben.“

Der Kundenservice der Post: 02 28 / 43 33 112. Beschwerdeformulare gibt es auch online auf der Seite www.post-aerger.de der Verbraucherzentrale. Bei anhaltenden oder wiederkehrenden Qualitätsmängeln können sich Kunden an die Bundesnetzagentur wenden: verbraucherservice-post@bundesnetzagentur.de. Bei schweren Streitfällen hilft die Schlichtungsstelle der Bundesnetzagentur: schlichtungsstelle-post@bnetza.de.