Weil in Fellbach erneut keine Schlittschuhbahn aufgebaut wird, gibt es am Neujahrstag das Benefiz-Turnier „Glatze vs. Locke“ auf Kunstrasen. Gespielt wird mit harten Bandagen – und für den guten Zweck.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Dass es auch in diesem Winter keine Schlittschuhbahn auf dem Fellbacher Weihnachtsmarkt geben wird, war für die Teams von Glatzen und Locken durchaus nachvollziehbar. Denn dass mitten in der Energiekrise der andernorts eingesparte Strom für die Schaffung einer künstlichen Eisfläche verpulvert werden soll, erschien auch eingefleischten Fans des gepflegten Besenhockeys als wenig zeitgemäß. Deshalb löste die Entscheidung von Stadt, Stadtmarketing und Stadtwerken, den Kufenspaß unter freiem Himmel einmal mehr abzusagen, bei dem Freundeskreis allenfalls leises Zähneknirschen aus. „Natürlich bedauern wir es, dass es keine Eisbahn gibt. Aber wir verstehen das“, gibt Siegfried Fleischmann zu Protokoll.

 

Das Spektakel zum Jahreswechsel lockt meist Hunderte von Besuchern an

Das Problem für die Besenhockey-Cracks ist, dass mit dem Verzicht auf die winterliche Publikumsattraktion auch das Benefiz-Duell von Glatzen und Locken nicht stattfinden kann. Normalerweise treffen sich die beiden Teams am Neujahrstag zu einer Juxpartie auf dem Eis, das Spektakel zum Jahreswechsel lockt in der Regel mehrere Hundert Besucher an. Trikotverkauf, Glühweinstand und die von Sponsoren eingeworbenen Geldbeträge spielen im Normalfall stattliche Summen für den guten Zweck ein, vor der Corona-Pause lag der bei „Glatze vs. Locke“ gesammelte Benefizbetrag weit im fünfstelligen Bereich.

Entmutigen lassen haben sich die Besen-Enthusiasten allerdings schon in den beiden vergangenen Jahren nicht. Denn auch in der Corona-Pandemie war mit der fehlenden Eislauffläche das publikumsträchtige Neujahrstag-Spektakel flachgefallen. Die Stadt Fellbach hatte im Herbst 2020 zwar für eine fünfstellige Summe eine künstliche Schlittschuhfläche am Rand des Guntram-Palm-Platzes aufbauen lassen. Eingelassen für den Kufenspaß wurden Kinder und Jugendliche mit Verweis auf die Ansteckungsgefahr aber nicht – kurz nach dem Jahreswechsel wurde die Eisbahn dann ungenutzt wieder eingemottet.

In der Corona-Pandemie gab es ersatzweise einen Glühwein-Lieferdienst

Weil das Risiko einer erneuten Absage den Veranstaltern auch 2021 zu groß war, gab es vergangenes Jahr ebenfalls keine Schlittschuhfläche in der Stadtmitte. Glatzen und Locken behalfen sich mit einem Glühwein-Lieferdienst an die Haustür, um wenigstens ein bisschen Geld für den guten Zweck zusammenzubekommen – und die Tradition der Besenhockey-Partie nicht ganz einschlafen zu lassen. Deshalb soll es der Energiekrise zum Trotz in diesem Winter auch eine Ersatzveranstaltung geben. Statt auf dem Eis wird am 1. Januar auf einem Streetball-Court gespielt, den Glatzen und Locken organisiert haben und auf dem Palm-Platz vor der Schwabenlandhalle aufstellen. „Wir spielen jeweils 3:3 in einer Turnierform – ohne Flutlicht, aber dafür mit Glühweinausschank, Catering und allem, was dazugehört“, frohlockt Oberlocke Fleischmann.

Geschlittert werden kann auf dem mit Kunstrasen ausgestatteten Spielfeld zwar nicht, die Tribünen sind mit den rund um den Platz angebrachten Sitzstufen aber schon mal vorhanden. Und: Die Besenhockey-Cracks hoffen, dass das neun Meter lange und fünf Meter breite Ersatzspielfeld auch das Publikum nach der Corona-Pause wieder in Scharen anzieht. „Es kommen sicher nicht so viele Menschen wie sonst. Aber mit 500 bis 600 Besuchern würde ich schon rechnen. Schließlich wurde der Neujahrs-Treffpunkt in den letzten beiden Jahren sehr vermisst“, wirbt Siegfried Fleischmann fürs Traditionsderby der Glatzen und der Locken.

Los gehen soll es mit dem Spektakel am Neujahrstag um 14 Uhr, der Wettkampf mit Ball und Besen beginnt um 14.30 Uhr. Schon im Vorfeld der Partie wird übrigens mit der Bitte um Spenden für den guten Zweck bei den langjährigen Sponsoren angeklopft. Siegfried Fleischmann ist übrigens selbst im Einsatz. An diesem Samstag sitzt er eine Stunde lang an der Kasse des Edeka-Markts in Fellbach und wartet auf Kundschaft – Geschäftsführer Björn Hansen hat zehn Prozent der Umsätze als Spende versprochen.