Die ersten Professoren wandern ab, weil die Uni ihnen kein konkurrenzfähiges Angebot machen darf. Die Studierenden sehen das nicht ein.

Stuttgart - Mit einer Unterschriftenaktion haben am Donnerstag Studierende der Uni Hohenheim erneut auf drohende Verschlechterungen bei der Lehre aufmerksam gemacht. Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) hofft, dadurch das Finanz- und das Wissenschaftsministerium zum Einlenken zu bewegen. Wie berichtet, darf die Uni aufgrund einer Weisung Professoren keine unbefristeten Leistungszulagen mehr gewähren.

 

Das hat bereits Folgen gezeitigt: Der Kommunikationswissensschaftler Thorsten Quandt, der als Spitzenforscher gilt, folgt einem Ruf nach Münster – weil Hohenheim ihm kein attraktives Angebot machen konnte. Eine Bewerberin für eine Soziologieprofessur hat abgesagt. Und auch für 17 weitere, derzeit laufende Berufungsverfahren hat sich der Handlungsspielraum der Uni Hohenheim deutlich eingeengt. „Die Lehre muss gesichert werden“, verlangt die Asta-Vorsitzende Lucy Schanbacher, „die Frage ist nur, wie?“

„Jetzt müssen wir improvisieren“

Eine Lösung hat auch Frank Brettschneider nicht parat, der seine Unterschrift auf die Liste gesetzt hat, die ans Ministerium gehen soll. Er ist Fachkollege Quandts und bedauert dessen Weggang: „Das wirft uns zurück.“ Es sei nicht leicht, jemanden zu bekommen, der das bisher von Quandt vertretene und in Hohenheim aufgebaute Thema Online-Kommunikation auf diesem Niveau fortführe. „Jetzt müssen wir improvisieren“, sagt Brettschneider. Der Bachelorstudiengang Kommunikationswissenschaft sei mit 1800 Bewerbern auf 100 Plätze sehr gefragt, „unsere Absolventen kriegen mühelos Jobs“. Die Quandt-Professur soll schnell wieder ausgeschrieben werden. Doch die Weisung betreffe „die ganze Universität“. Brettschneider hält „eine behutsame Übergangsregelung“ vom Land für wünschenswert.