Faschingsumzüge gibt es an diesem Wochenende viele. Der in Sachsenheim ist ein besonderer – denn er beruht auf einem Brauch, der 1500 Kilometer entfernt entstanden ist.

Fasching
Sachsenheim - Peitschenschwinger, Blaskapelle, Engelchen – Sachsenheim hat sich am Samstag ein besonderes Bild in den Straßen geboten: Die Urzeln waren los. Der Faschingsumzug der Urzelnzunft, die Mitglied in der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte ist, hebt sich durch zwei Aspekte von den Umzügen ab, die an Fasching allerorten durch die Straßen ziehen: Zum einen ist er ein evangelischer Brauch, zum anderen kommt er nicht von hier, sondern aus Agnetheln aus Siebenbürgen im heutigen Rumänien – 1500 Kilometer von Sachsenheim entfernt. Dort zogen die Urzeln bereits im 17. Jahrhundert als Beschützer und Begleiter der Zünfte durch die Straßen. Durch den Zweiten Weltkrieg wurde dieser Brauch zerstört, die Siebenbürger Sachsen vertrieben. Jene, die sich in Sachsenheim ansiedelten, belebten die Tradition 1965 wieder.

 

Der Name hat mehrere Bedeutungen

Woher der Name „Urzeln“ kommt, ist übrigens nicht ganz klar. Das Häs, also die Verkleidung der Urzeln ist aus Stoffresten gemacht, die im Agnethler Dialekt „Urzen“ genannt werden. Das wäre eine Theorie. Eine andere bezieht sich auf eine mutige Frau namens Ursula. Laut einer Sage soll sie mit Zotteln gekleidet, peitschenschwingend und schellenrasselnd aus der Burg in Agnetheln gestürmt sein und habe so die türkischen Belagerer vertrieben – was insofern passt, als die Urzeln auch Dämonen, böse Geister und den Winter wegscheuchen sollen. Heutzutage müssen die Urzeln jedoch niemanden mehr wegjagen. Im Gegenteil: Im Hof des Wasserschlosses in Großsachsenheim hat ihnen der amtierende Bürgermeister Horst Fiedler am Mittag einen Empfang bereitet.