Besonders Kleinwagen Autos werden immer breiter – Stuttgarter Parkhausbetreiber haben ein Problem

, aktualisiert am 03.11.2025 - 15:45 Uhr
Wenn Autos immer breiter werden, werden die Parktaschen irgendwann zu eng. (Symbolbild) Foto: LICHTGUT/Kovalenko

Autos werden immer größer, auch in Stuttgart. Doch nicht nur SUVs und Geländewagen nehmen mehr und mehr Platz in Anspruch – gerade Kleinwagen sind in den vergangenen Jahren gewachsen.

Ein paar Zentimeter breiter und plötzlich passt das Auto nicht mehr in die Parklücke – oder ragt auf den Gehweg. Was wie ein technisches Detail klingt, hat spürbare Folgen für das Leben in der Stadt. Besonders in Stuttgart, wo enge Straßen und begrenzter Raum ohnehin zum Alltag gehören.

 

In den vergangenen zehn Jahren sind die Autos auch in der Landeshauptstadt deutlich gewachsen – das zeigen Zulassungsdaten der Stadt Stuttgart, ausgewertet von unserer Redaktion. Doch was bedeutet das für den Alltag? Fürs Parken, fürs Radfahren, für alle, die sich den knappen Raum teilen müssen?

Über alle Segmente hinweg wurden die in Stuttgart zugelassenen Autos zwischen 2014 und 2024 rund sechs Zentimeter breiter – von 1,81 Meter auf 1,87 Meter. Das zeigt sich ebenso in der Höhe. Lag der Median-Wert 2014 noch bei 1,50 Meter, waren Autos zehn Jahre später schon acht Zentimeter größer. Der Median bezeichnet in der Statistik den mittleren Wert und bedeutet, dass eine Hälfte der Grundgesamtheit größer und die andere Hälfte kleiner ist.



Die neue S-Klasse von Mercedes (rechts) ist mit 1,95 Metern Breite und 5,18 Metern Länge die breiteste und längste aller Zeiten. Foto: imago/Stefan Zeitz

Das zeigt sich unter anderem an der Mercedes‑S‑Klasse: Das Flaggschiff des Stuttgarter Automobilherstellers aus dem Oberklasse-Segment ist in den vergangenen zehn Jahren rund fünf Zentimeter breiter geworden. Dazu kamen außerdem sechs Zentimeter in der Länge und ein vergrößerter Radstand, also ein längerer Abstand zwischen den Mittelpunkten der Vorder- und Hinterräder eines Fahrzeugs.

Der VW Golf ist in 50 Jahren 18 Zentimeter breiter geworden

Ebenso der VW Golf aus dem Segment der Kompaktwagen. Stellt man die erste Generation des Golf neben die aktuelle Produktionsreihe, trennen beide Autos knapp 50 Jahre, 18 Zentimeter in der Breite und fast ein halber Meter in der Länge.

Damals kompakt, heute stattlich: Der erste Golf wirkt neben dem aktuellen Golf 8 wie aus einer anderen Fahrzeugklasse. Foto: imago/Jan Huebner

Am stärksten gewachsen sind allerdings Kleinwagen wie der Opel Corsa, der Ford Fiesta, oder der VW Polo: Waren Kleinwagen 2014 im Schnitt noch 171 Zentimeter breit, sind sie zehn Jahre später schon 180 Zentimeter breit. Im selben Zeitraum wurden Fahrzeuge aus diesem Segment außerdem 16 Zentimeter höher. Geländewagen und Großraum-Vans sind ebenfalls gewachsen – wenn auch etwas moderater.

Wie stark sich die einzelnen Segmente der in Stuttgart zugelassenen Autos in Breite und Höhe verändert haben, zeigt diese Grafik:

SUV-Modelle sind oft breiter als durchschnittliche Parkplätze

Was in Stuttgart gemessen wird, ist Teil eines europaweiten Trends. Die Dachorganisation von nichtstaatlichen europäischen Organisationen Transport & Environment (T &E), die sich für nachhaltigen Verkehr einsetzen, weist in einer Studie darauf hin, dass viele neue SUV-Modelle mittlerweile breiter sind als viele Parkbuchten am Straßenrand mit circa zwei Metern Standardmaß.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht die Entwicklung insbesondere in den Sicherheitsanforderungen begründet. „Dass Autos heute schwerer und oftmals größer sind als früher, liegt zum einen an höheren Sicherheitsanforderungen, beispielsweise einer größeren Knautschzone“, sagt eine Sprecherin. Bei Elektroautos liege es aber auch an der Batterie oder dem gewünschten Komfort zum Beispiel durch den höheren Einstieg. Sie betont, dass fast 30 Prozent der neu zugelassenen SUVs in Deutschland rein elektrisch betrieben seien, die E-SUVs daher ein „Treiber der Elektromobilität“ seien. 

Parkhäuser in Stuttgart bauen um – weniger Parkplätze, mehr Rangierfläche

Die Folge: Fahrzeuge ragen in Fußwege hinein, engen Fahrbahnen ein und erzeugen neue Konflikte im öffentlichen Raum. Besonders in Städten wie Stuttgart mit historisch gewachsener Infrastruktur wird das schnell zum Problem. T & E hebt in der Studie hervor, wie wachsende Autos in ohnehin beengten Innenstädten zu weniger verfügbaren Stellplätzen, verstärktem Suchverkehr und potenziell auch zu einem höheren Unfallrisiko führen können. Besonders problematisch seien dabei hohe Fahrzeugfronten, die die Sicht auf den Straßenraum einschränken und vor allem für Kinder eine Gefahr darstellen können. Auch Radfahrende und Lieferdienste geraten dadurch zunehmend in Konfliktzonen.

Die Betreiber städtischer Parkhäuser haben in Stuttgart längst reagiert. Vielerorts wie in den Parkhäusern Stadtmitte und Kronprinzstraße der B+B Parkhaus GmbH wurden Stellplätze umgebaut: Aus drei Standardplätzen wurden zwei breitere. Die Kapazität sinkt, der Komfort steigt – zumindest für Fahrerinnen und Fahrer großer Fahrzeuge. Und auch der Park Service Hüfner, welcher unter anderem das Milaneo-Parkhaus sowie das Parkhaus Züblin betreibt, stellt fest: „Der Spielraum für Fahrende ist durch die immer größer werdenden Autos kleiner geworden.“

Ein weiterer Parkhausbetreiber berichtet, die Parkplätze verbreitert zu haben: „Außerdem verzichten wir auf erhöhte Bordsteine im Eingangsbereich, um uns an die aktuelle Entwicklung der immer größeren Autos anzupassen.“ Denn breite Türen, begrenzte Rangierfläche und häufige Rempler führten zunehmend zu Beschwerden. Der Umbau sei oft mit moderaten Gebührenerhöhungen einher gegangen, werde aber von Nutzerinnen und Nutzern akzeptiert.

Zulassungsdaten nach Segmenten

Daten
Die verwendeten Daten stammen von der Stadt Stuttgart, die seit 2014 jährlich erhebt, wie breit und hoch die in Stuttgart zugelassenen Autos nach Segment sind. Marken lässt die Stadt dabei außen vor.

Analyse
Aus den Zulassungsdaten haben wir zunächst Mittelwerte innerhalb der Fahrzeugsegmente berechnet. Die Segmente Wohnmobil und Sonstige wurden dabei aussortiert, weil diese durch mehr Breite und Höhe die Werte verzerren würden. Darüber hinaus erlauben diese Durchschnittswerte ohnehin nur eingeschränkte Rückschlüsse auf einzelne Marken oder Modelle, da extreme Werte das Bild verzerren können. Deshalb wurde zusätzlich segmentübergreifend der Median (mittlerer Wert) gebildet – ein robusterer Wert, der weniger anfällig für Ausreißer ist.

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