Im Schwanen in Neckartailfingen wird frisch, gut und saisonal gekocht. Die Karte bietet Klassiker. Und einen „Räuberteller“ gibt es auch.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Neckartailfingen - Man erkennt es noch an einigen Stellen, dass der Schwanen in Neckartailfingen einmal eine sehr ursprüngliche, sehr schwäbische Gaststätte gewesen sein muss. Die alten, dunklen Fliesen oder die klassischen Eckbänke zeugen von einer Zeit, als alles gut war, als Wirtschaften der Mittelpunkt des Landlebens waren, als sich die Leute noch zum Stammtisch trafen. Doch Landgasthöfe haben es nicht leicht, das wissen alle. Wirte müssen mit der Zeit gehen, dürfen aber nicht zu modern und international sein, um die Gäste zu locken, um Konfirmationen und runde Geburtstage auszurichten.

 

Im Schwanen möchte man mit der Zeit gehen, was sich nicht nur daran zeigt, dass man einfach und schnell via E-Mail reservieren kann. Den Schwanen in Neckartailfingen gibt es bereits seit 1919. Christl und Jochen Heilemann, das sind Mutter und Sohn, haben die Wirtschaft 2010 übernommen, die Kegelbahn entsorgt, und sie geben sich alle Mühe, im großen Gastraum für ein gastliches Ambiente zu sorgen. Der Testtag liegt noch vor Ostern, in den Ecken und auf den Tischen ist viel in Maigrün dekoriert, Eier und Häschen überall. Die Tische sind mit cremefarbenem Stoff eingedeckt, es gibt Stoffservietten, wie es sich gehört.

Saisonal ist aber nicht nur die Deko, sondern vor allem die Karte, die ungefähr alle sechs Wochen wechselt. Nur zwei DIN-A4-Seiten umfasst sie. Das ist grundsympathisch – ist es doch ein erstes Anzeichen dafür, dass hier frisch gekocht wird. „Was darf’s zum Speisen sein?“, fragt die aufmerksame Dame vom Service. Die Auswahl von Chefkoch Jochen Heilemann ist vielversprechend und fast durchgängig schwäbisch: Der Lammrücken kommt von der Schäferei Stotz aus Münsingen, die Forellen aus Honau, Wildschwein aus eigener Jagd. Nur, was das Piccata Milanese von der Pute da zu suchen hat, bleibt rätselhaft. Die Kinderkarte bietet Klassiker wie Maultaschen, Fischstäbchen oder Spätzle mit Soß’.

Die Rinderkraftbrühe strotzt vor Kraft

Einen „Räuberteller“ gibt es ebenfalls, der mit null Euro berechnet wird. Das hat man auch schon anders erlebt, wenn der leere Teller fürs Kind extra kostet. Vorneweg grüßt die Küche mit frischem Brot sowie Butter und Quark, danach kommt ein Carpaccio vom Weiderind (12,90 Euro). Auf den wirklich fein geschnittenen Scheiben liegen getrocknete Tomaten, Pinienkerne und etwas frisches Grün. Das Dressing dazu ist fein, rezent, überdeckt aber nicht die einzelnen Komponenten. Die Rinderkraftbrühe strotzt vor Kraft und überzeugt mit feinen Flädle. Der Rostbraten vom Hohenloher Weiderind (23,90 Euro) ist ein dickes Ding, im wörtlichen Sinne. Mehrere Zentimeter hoch, dafür eben nicht so ausladend. Darauf sind neben geschmelzten Zwiebeln auch frittierte zu finden. Sei’s drum. Der „signature dish“, wie es in topmodernen Lokalen gern heißt, also die Spezialität des Hauses, könnte aber der Schwanenteller (19,80 Euro) sein. Hierauf finden sich Medaillons vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, Ehestetter Rahmchampignons, handgeschabte Spätzle und frisches Gemüse (etwas Spinat, Karotten, Brokkoli, Blumenkohl). Der Star bei dieser Kombination ist aber die Soße, die so gut ist, dass man die ganzen wunderbaren Spätzle trotz der opulenten Portion einfach essen muss.

Schwanen, Nürtinger Str. 18, Neckartailfingen, Telefon 0 71 27 / 92 94 20, Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag, Samstag 17.30 bis 22 Uhr, Sonntag und Donnerstag 11 bis 14 und 17.30 bis 22 Uhr, www.schwanen-neckartailfingen.de

In unregelmäßigen Abständen finden Küchenabende mit Büfett statt. Der nächste ist am 11. Mai zum Thema „Spargel, Erdbeeren und Maibock“. Nicht weit entfernt ist der Aileswasensee. Dort ist es schön zum Spazierengehen, im Sommer kann man sogar baden.