Ein Babysitter und ein gutes Konzert: mehr braucht es für Eltern nicht, um dem Erziehungsalltag für kurze Zeit zu entfliehen. Vorausgesetzt, es heißt auch danach noch: „The Kids are alright“, findet Kolumnistin Ricarda Stiller.

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - Kinder geben dem Leben erst einen Sinn, Kinder zeigen ihren Eltern, was Glück ist. Ein Kinderlachen am frühen Sonntagmorgen macht jede schlaflose Nacht wieder wett. Solche Sätze mögen von Menschen stammen, die noch im Hormonrausch (Schwangerschaft) sind oder deren Kinder bereits das Studium erfolgreich abgeschlossen haben, so dass ihre Eltern die Erinnerungen an die Plagen der Erziehung längst verklärt im Hirn abgespeichert haben. Der Alltag sieht anders aus. Was das Leben von Eltern besser macht, sind die kleinen Fluchten aus dem Alltag – beispielsweise zu Konzerten. Hier lässt sich Kraft tanken, um den täglichen Wahnsinn zu überstehen.

 

Wird der Konzertsaal dunkel, betreten die Musiker die Bühne, spätestens dann sollte man dem Babysitter vertrauen und sein Handy ausschalten. Ob Klassik, Pop oder Rock, grundsätzlich eignet sich jede Art von Musik – wenn man in die Musik eintauchen kann und in einen Zustand des Rausches gerät – natürlich nicht jenen, der durch Alkoholika oder andere Drogen herbeigeführt wird. Am besten sind übrigens Konzerte ohne Pause geeignet. Denn in der Pause laufen besorgte Eltern Gefahr, einen Blick aufs Handy zu werfen.

Fassen wir also zusammen: Konzerte und der richtige Babysitter zu Hause, das kann das wahre Glück für Eltern sein. Kehrt man beseelt von einem der besten Calexico-Konzerte überhaupt heim, hat man schließlich auch die nötige Kraft, kurz vor Mitternacht der diensthabenden Ärztin zu erklären, dass der Sturz der Tochter aufs Parkett wohl gegen halb neun passiert sein müsse, der Opa aber den Konzertbesuch nicht durch einen Anruf stören wollte. Arm gebrochen, Gips dran, um zwei Uhr morgens alle wieder daheim. Die Eltern brauchen wohl bald wieder einen Konzertabend – gerne auch ohne Gips.