Ob Dioxin-Eier, Pferdefleisch oder Salmonellen: Wer bei Lebensmitteln ganz sicher gehen will, sollte besser auf zertifizierte Produkte verzichten, findet unser Kolumnist Markus Klohr.

Stuttgart - Oh Bio Dio! Die Frage, ob Konsumenten Produkte aus zertifiziert ökologischer Herstellung bevorzugen oder den Tanz ums Goldene Kalbskotelett aus Billigproduktion bevorzugen, hat längst religiöse Züge angenommen. Da gibt es resolute Seniorinnen, die auf dem Wochenmarkt dezidiert „Eier, aber die normalen bitte!“ bestellen. Gemeint ist: Käfighaltung, natürlich. „Ich glaube nämlich nicht an Bio“, wird mitunter munter nachgeschoben. Bloß nicht vier Cent zu viel bezahlen für Hühnerembryos, deren Mutter – vielleicht, aber auch nur vielleicht! – wusste, wie sich Boden unter den Krallen anfühlt. Oder, wie Tageslicht aussieht.

 

Überhaupt: Dioxin-Eier! Pferdefleisch! Salmonellen! Kommunismus! Dahinter stecken sowieso die Ökos. Alles gefälscht. Man kann keinem trauen. Und nichts mehr essen. Amen. Auf der anderen Seite des Glaubensgrabens steht die Bio-Mama in ihrem Strickkleid. Sie kann über derartige Bio-Atheisten nur den verfilzten Rastakopf schütteln, ihren SUV-Jeep erklimmen und weiterfahren – Zwerge filzen für den nächsten Waldorfkindergartenbasar. Zwischen Gläubigen und Ungläubigen bei der Biofrage verläuft ein Grat, schmaler noch als ein Stangenspargel.

Hat Biogemüse mehr Vitamine? Natürlich nicht!

So bleibt dem handelsüblichen Otto Normalverbraucher nur schwammiges Sumpfland, auf dem er seine Kaufentscheidung gründen kann. Die Annahme, dass Biogemüse mehr Vitamine enthalte, darf als Mythos verworfen werden. Dass weniger Rückstände von Pestiziden drauf sind, ist eher wahrscheinlich. Immerhin wirbt der Hersteller mit der Verheißung, dass keine Chemie draufgesprüht wird. Potenziell besteht also die Gefahr, dass er kontrolliert wird und im Betrugsfalle auffliegt. Gewissheit hat nur, wer auf Bioprodukte verzichtet. Ein Huhn aus Käfighaltung hat kein schönes Leben. Mit Sicherheit.