Sind Sie unzufrieden mit Ihrem bisherigen Leben? Unsere Kolumnisten Akiko Lachenmann hat da einen Tipp: Versuchen Sie es doch mal mit Gedankenspielen. Es ist nämlich alles reine Kopfsache.

Reportage: Akiko Lachenmann (alm)

Stuttgart – Fallen Sie nicht rein auf den Kommerz! Sie alle verheißen ein besseres Leben, der Tui-Reiseanbieter, die QiGong-Seminare, die Prozac-Industrie, und wollen doch nur Ihr Portemonnaie erleichtern. Auch die von der esoterischen Fraktion, die mit dem Slogan „Weniger ist mehr!“ führen Sie an der Nase herum. Wozu sich quälen, wozu den Kuchen ohne Sahne essen, wenn er doch mit Schlagobers einfach besser schmeckt?

 

„Alles reine Kopfsache“, pflegt mein Orthopäde zu sagen, immer dann, wenn es wieder irgendwo im Rücken zwickt. Letztlich, so seine Rede, entstünden Gefühle wie Schmerz nur durch Signale ans Großhirn. Wenn das Großhirn also Gefühle wie „Unzufriedenheit mit dem bisherigen Leben“ generiert und den Wunsch entwickelt, besser leben zu wollen, vielleicht könnte man einfach versuchen, andere Signale zu senden. Man muss ja nicht die Homestory über das Eheglück von Steffi Graf und Andre Agassi lesen. Oder über den Gartenzaun lugen, wenn der braun gebrannte Nachbar mit geschmeidigem Kraulschlag Bahnen durch seinen Pool zieht.

Der Vergleich mit schlechter Gestellten? Funktioniert!

Vielleicht sollte man eher mal die Augen öffnen, wenn man durch Cannstatts Unterführungen läuft. Dass der Vergleich mit schlechter Gestellten funktionieren kann, zeigt schon der erprobte Spruch am Mittagstisch: „Nun denk doch mal an die hungrigen Kinder in der Dritten Welt.“ Sofort futtert der Sprössling begeistert seinen Teller mit Erbsensuppe leer. Zumindest nach der ersten Anwendung des Spruchs.

Oder ist Ihnen das etwa zu unanständig, sich am Leid anderer aufzurichten? Für diesen Fall empfehle ich den völlig sittlichen Gedanken an den uns alle ereilenden Tod – und berufe mich dabei erneut auf einen Heilkundigen. Niklas Stiller, ein Arzt und Schriftsteller, riet einmal: „Den eigenen Tod immer ein bisschen im Auge behalten: das beruhigt und erfrischt zugleich.“