Eine vierte Reinigungsstufe soll die Qualität der Filtrierung im Hauptklärwerk Mühlhausen weiter steigern. Das Land übergibt dafür einen Förderbescheid. OB Fritz Kuhn Kuhn fordert mehr Engagement für die Reinhaltung des Neckars ein.

Stuttgart - Eine eingefärbte Flüssigkeit läuft aus einem Glaskolben in ein Behältnis voll schwarzer Masse. Unten tropft klares Wasser heraus. „Das könnte auch Most sein“, scherzt Stadtdirektor Wolfgang Schanz, der Betriebsleiter des Stuttgarter Hauptklärwerks in Mühlhausen. Tatsächlich handelt es sich bei der Versuchsanordnung neben dem Rednerpult um ein Modell, das zeigt, wie Pulveraktivkohle unerwünschte Spurenstoffe filtert. Ab dem Frühjahr 2021 soll dieser Prozess auf dem Klärwerkgelände in neuen Silos im großen Stil stattfinden und zur weiteren Verbesserung der Wasserqualität am Neckar beitragen. 2028 soll die gesamte neue Anlage laufen.

 

Minister: Beitrag für Gewässerschutz

Umweltminister Franz Untersteller, der am Dienstagvormittag den Förderbescheid über knapp drei Millionen Euro für den ersten von drei Projektabschnitten an Oberbürgermeister Fritz Kuhn übergibt, bezeichnet die Einführung einer vierten Reinigungsstufe als „erheblichen Beitrag für den Gewässerschutz im Land“. Über eine entsprechende Ausstattung zur Spurenstoff-Elimination verfügen in Baden-Württemberg derzeit nur 15 der mehr als 900 Kläranlagen. Schon jetzt sei der technische Standard im Stuttgarter Hauptwerk im internationalen Vergleich führend, betont der Minister. 1920 Quadratmeter Filterfläche reinigen täglich bis zu 220 Millionen Liter Abwasser.

Mit großem Erfolg, wie der Minister betont: Der Neckar sei per se durchaus sauber. Eine Garantie für Surfer will Untersteller dennoch nicht übernehmen: Aus den Kläranlagen oberhalb des Standorts Mühlhausen würden deutlich mehr Keimein den Fluss gelangen. Das Risiko einer Freigabe für Sport im Wasser sei daher zu hoch.

Stadt Stuttgart investiert 85 Millionen Euro

Kuhn forderte mehr Engagement für die Reinhaltung des Neckars ein. Tübingen ausgenommen investiere man zu wenig in die Wasserqualität, mahnte er an. Das fange bei Maßnahmen gegen überlaufende Klärbecken bei Hochwasser an. Die Stadt Stuttgart nimmt bis 2028 rund 85 Millionen Euro in die Hand, um das Wasser sauberer zu machen. „Das ist eine bedeutende umweltpolitische Maßnahme“, so der OB. „Sie verbessert die Qualität des Abwassers und entlastet den Neckar.“

„Schon heute ist das Wasser zu 98 Prozent gereinigt, wenn es das Klärwerk Mühlhausen verlässt“, erklärt Untersteller. Übrig blieben Rückstände von Arznei- oder Pflanzenschutzmitteln, Industrie- und Haushaltschemikalien. Mit der neuen Reinigungsstufe will man ihnen zu Leibe rücken. „Das gilt auch für Phosphate“, erklärt Fritz Kuhn.