Wer weiß, was Du letzten Sommer getan hast? Unseren Kolumnist wundert es sehr, wie gut sich Zeugen in Krimis an uralte Mordfälle erinnern.

Stuttgart - Kürzlich saßen wir mit einer Freundin bei einem köstlichen Karamell-Käsekuchen zum Teetrinken beisammen. Wir kamen darauf zu sprechen, dass wir vor vielen Jahren während einer Chinareise an einer traditionellen Teezeremonie teilgenommen hatten. Oder war das auf der Vietnamreise? Neee, China. Oder doch Vietnam? Am Ende einigten wir uns auf China. Ganz sicher waren wir uns nicht. Kein Wunder, denn das menschliche Gedächtnis ist in etwa so zuverlässig wie die Deutsche Bahn bei Schneesturm. Fast nie stimmt, was uns haften geblieben ist, mit dem wirklichen Geschehen überein. Unser Gehirn integriert vieles in die Erinnerung, was wir erst zu einem späteren Zeitpunkt von anderen gehört, was wir gelesen, was wir uns vielleicht nur eingebildet haben. Diese bittere Wahrheit kommt einigen Krimiautoren in die Quere. In den letzten Jahren ist es nämlich Mode geworden, die Ermittler sich an sogenannten Cold Cases abarbeiten zu lassen. Das sind Fälle, die zu den Akten gelegt worden sind, weil die Tätersuche zu keinem Ergebnis geführt hatte. Im richtigen Leben werden manche der Taten hin und wieder nach Jahrzehnten aufgeklärt. Fast immer, weil die Kriminaltechnik gewaltige Fortschritte gemacht hat, vor allem bei der DNA-Analyse.