Besuch bei Almawin in Winterbach Girls’ Day: Am liebsten ins Labor

Die Schülerin Leonie Wang stellt beim Girls’ Day ihre eigene Seife her. Foto: /Gottfried Stoppel

Der jährliche Girls’ Day soll dabei helfen, den passenden Beruf zu finden – und Mädchen bestärken, auch männerdominierte Jobs zu ergreifen. Die Schorndorfer Schülerin Leonie Wang war dabei. Hat ihr der Tag etwas gebracht?

Volontäre: Isabell Erb (erb)

Leonie Wang sieht konzentriert aus. Sie sitzt in einem Labor und schaut in eine Schublade mit 50 kleinen Fläschchen. Sie enthalten Flüssigkeiten mit verschiedenen Gerüchen. Ein Behältnis nach dem anderen nimmt die Zehntklässlerin heraus und riecht daran. Gefällt ihr der Duft nicht, kommt das Fläschchen zurück in die Schublade. Am Ende bleiben vier davon übrig: Zitrone, Grüner-Tee-Rose, Orangenöl und chinesisches Lemongras. Die Schülerin des Schorndorfer Burggymnasiums stellt damit ihre eigene Handseife her.

 

Die Aktion, an der die 15-Jährige teilnimmt, findet im Rahmen des Girls’Day statt. Die Idee ist folgende: Schülerinnen sollen einen Einblick in Berufe bekommen, in denen Frauen normalerweise unterrepräsentiert sind. Auf der Webseite des Girls’ Day können sich Verantwortliche eintragen, die ihr Unternehmen an dem Tag vorstellen möchten. Die Schülerinnen können dann wählen, welche Firma sie an dem Tag besuchen. Das Angebot ist freiwillig.

Leonie Wang entschied sich für Almawin, eine Tochterfirma des Familienunternehmens Remsgold aus Winterbach. Es ist der einzige Betrieb aus dem Kreis, das sich für die Aktion angemeldet hatte. Almawin stellt ökologische Reinigungsprodukte wie etwa Putz- und Waschmittel her. Das bedeutet: Viel Chemie und viel Laborarbeit.

Gerade das mache ihr Spaß, sagt Leonie Wang. „Ich finde interessant, wie aus den verschiedenen Komponenten am Ende ein fertiges Produkt wird.“ Auch in der Schule sei Chemie eines ihrer Lieblingsfächer. Auch ein Schülerpraktikum, das in der zehnten Klasse ansteht, macht die Schorndorferin in einem chemisch-technischen Institut. Unter anderem wegen dieses Interesses hat sich die Schülerin am Girls’ Day für Almawin entschieden. 

Einblicke in die Chemie- und Laborarbeit

Almawin als einzige Firma aus dem Remstal dabei

An den Chemieunterricht erinnert das Labor tatsächlich: allerlei Gläschen, übergroße Pipetten, eine kleine Tafel mit aufgedrucktem Periodensystem sind im Raum verteilt. Bevor die Schülerin selbst ihre Seife herstellen darf, bekommt sie von Labormitarbeiter Marius Schraml eine Einweisung. Schraml ist chemisch-technischer Assistent und entwickelt und testet verschiedene Produkte.  Auch er hat seine Firma bei einem Schülerpraktikum entdeckt – und durfte sich damals ebenfalls selbst ausprobieren. „Ich habe die Seifen von damals immer noch zu Hause, so viel war das“, sagt er und lacht. „Ich benutze sie immer noch gerne.“ Bevor die Seifenherstellung beginnt, überreicht der Laborant der 15-Jährigen einen Laborkittel und eine Schutzbrille, erklärt ihr die Gefahren und erklärt, welche Inhaltsstoffe in der Seife welche Funktion haben.

Danach darf die Schorndorferin selbst ran: Mengen abwiegen, Zutaten vermengen, den blauen und violetten Farbstoff sowie die Duftstoffe hinzufügen.

Hilfe, wie finde ich einen Beruf?

Ob sie später tatsächlich einmal in einem Labor arbeiten oder vielleicht etwas ganz anderes tun wird, weiß Leonie Wang noch nicht. „Es macht auf jeden Fall Spaß“, sagt sie. Natürlich kann ein einziger Tag diese Frage auch nicht beantworten. Aber den Einblick zu bekommen, sei auf jeden Fall schon hilfreich – besonders, weil sonst eher Männer in diesen Bereich gingen. Allgemein habe sie der Gedanke an die Frage „Was will ich später machen?“ in letzter Zeit sehr gestresst. „Ich hatte als Kind nie einen Traumberuf“, sagt sie. „Mich interessieren so viele Karrierebereiche.“

Marion Jäger kennt diese Situation. Sie arbeitet seit drei Jahren bei Almawin und ist dort für die Geschäftsentwicklung zuständig. Dass sie dort landen würde, wusste Jäger aber selbst lange nicht – obwohl das Unternehmen ihrem Vater gehört. Nach ihrem BWL-Studium arbeitete erst in anderen Betrieben, berichtet sie. Die Option, mit einzusteigen, habe sie eher im Hinterkopf gehabt. „Zuhause hat sich viel um die Firma gedreht.“ Bevor sie ins Familienunternehmen einstieg, habe sie sich viele Gedanken gemacht. Aber es habe immer die Option gegeben, wieder auszusteigen. „Es war immer klar, dass es passen muss“, sagt sie. Bereut hat sie ihre Entscheidung nie.

Die jungen Frauen erhalten jede Menge Gelegenheiten zum Austausch

Auch dafür ist die Aktion am Girls’ Day gedacht: Er soll eine Gelegenheit sein, sich mit den Menschen auszutauschen, um zu erfahren, wie sie in ihren Beruf gefunden haben. Für Leonie Wang scheint der Teil der Aktion mindestens genauso hilfreich zu sein wie der Einblick ins Labor. „Ich finde es hilfreich zu sehen, wie es bei anderen war“, sagt die Schorndorferin. „Und zu wissen: Es muss nicht hinhauen. Wenn etwas nicht klappt, kann ich etwas Neues versuchen.“ Die Schülerin geht also bestärkt aus dem Tag – und ist am Ende um vier Flaschen Handseife reicher.

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