Mindestens zweimal pro Jahr besteigt er mit seiner Frau die Linienmaschine und legt die 9000 Kilometer zwischen seinen beiden Häusern zurück. Hier wie dort genießt er den Sommer. „Wenn ich in Friedrichshafen auf meiner Terrasse sitze, träume ich von der Veranda in Namibia – und umgekehrt.“ Wo fühlt er sich mehr zu Hause? „Am Bodensee!“ Die Antwort kommt ohne Nachdenken. In Friedrichshafen habe er seine Wurzeln, dort lebten seine Freunde, dort sei er ins Vereinsleben eingebunden. „Man kann nur eine Heimat haben“, sagt Herzog. Für ihn gibt es keinen Zweifel daran, dass er seine letzten Lebensjahre in der Zeppelinstadt verbringen wird – „dann, wenn ich einmal Hilfe brauchen werde“, sagt er und schneidet sich noch einen Stück vom Springbocksteak ab, natürlich aus eigener Jagd. Dazu gibt es selbst geschabte Spätzle und einen kühlen südafrikanischen Wein.

 

Noch ist bei Martin Herzog wenig Ermüdung zu spüren. „Man kann hier nicht dem Alter entfliehen, aber ich habe das Gefühl, dass man auf Okusuva langsamer alt wird.“ Okusuva, so hat er seinen afrikanischen Altersruhesitz genannt. Der Name bedeutet in der Sprache der Hereros, einer der elf namibischen Volksgruppen, „Ort der Ruhe“.

Hat er keine Angst, ganz allein mit seiner Frau in der namibischen Wildnis zu leben? Gerade ist in der Nähe wieder ein Farmehepaar überfallen und ausgeraubt worden. „Die Angst ist nicht so ausgeprägt“, sagt er. Als Pilot, der mehr als 3500 Flugstunden in seiner Cessna zurückgelegt hat, sei er schon oft in der Hand Gottes gewesen. „Irgendwann ist Schluss, das ist aufgezeichnet, davon bin ich überzeugt.“ Als er am nächsten Tag zu einer Rundfahrt über seine Farm startet, trägt er gleichwohl eine Pistole im Holster. Sicher ist sicher.