Der Regierungspräsident Johannes Schmalzl hat die Waldschule besucht. Er lobt das pädagogische Konzept der Privatschule und will sich einiges abschauen.

Degerloch - Luisa spielt Geschichtenlotto. Vor ihr liegen bunte Kärtchen. Von jeder Farbe nimmt sie eines. Darauf steht zum Beispiel ein Verb, ein Substantiv oder ein Adjektiv. Die Fünftklässlerin muss eine Geschichte schreiben, in der alle gezogenen Worte vorkommen – ein Kinderspiel für die Schülerin der Waldschule. „In meiner Freizeit schreibe ich Bücher“, erzählt sie. Später möchte sie Schriftstellerin werden. Die Aufgabe in der Freiarbeit-Stunde an jenem Morgen ist dafür die beste Übung.

 

Obwohl Luisa und ihre Mitschüler der 5c frei arbeiten dürfen, ist es mucksmäuschenstill im Raum. Das beeindruckt Johannes Schmalzl. Der Regierungspräsident ist an diesem Vormittag zu Gast auf der Waldau, um sich über das pädagogische Konzept der Verbund- und Ganztagsschule zu informieren. Er lobt die Freiarbeit: „Die Kinder können sich bei all der Hektik im Alltag sammeln und in die Arbeit zurückziehen“, sagt er. Er betont aber auch, dass die Lernmethode längst nicht mehr nur an Privatschulen stattfindet.

Sozialpädagogen sind auch im Unterricht aktiv

In anderen Dingen sei die Privatschule den staatlichen Schulen dagegen voraus, was natürlich an den finanziellen Möglichkeiten liege. So ist einer der Begleiter beim Rundgang Fred-Jürgen Bulach. Er ist der Verwaltungsleiter der Schule und entlastet mit seiner Stelle die Schulleitung bei jeglichen Verwaltungsaufgaben. Eine solche Unterstützung wird in Zukunft an allen Schulen nötig sein, ist Schmalzl überzeugt. „Wir werden nicht umhinkommen, bei diesem Thema mit den Privatschulen gleichzuziehen“, sagt der Regierungspräsident.

Der Rundgang führt Schmalzl, der die Schulreferentin am Regierungspräsidium, Angelika Meissner, mitgebracht hat, auch zur Schulsozialarbeit. Drei Sozialpädagoginnen kümmern sich täglich um die Belange der Schüler, aber auch der Eltern und Lehrer. Besonders gut gefällt Johannes Schmalzl die Zusammenarbeit mit der Lehrern. Die Sozialpädagoginnen begleiten die Schüler nämlich nicht nur im Schülertreff und am Nachmittag, sondern auch direkt bei den Lehrern im Unterricht.

Beim Mittagessen gibt es Regeln

In der ersten Schulpause zieht der Trupp um Schmalzl in die Mensa der Waldschule. Während sich die Schüler belegte Brötchen holen, erklärt Schulleiter Kai Buschmann, wie das Mittagessen täglich geregelt abläuft. „Ich habe viele Schulen gesehen, die gegen das Chaos im Speisesaal kämpfen“, berichtet Buschmann. In der Waldschule werde deshalb in Etappen gegessen und es gebe Regeln. Damit diese auch eingehalten werden, ist immer eine Lehrerin zur Aufsicht da. Auch das ist ein Punkt, den staatliche Schulen noch nicht leisten können, da das Personal fehlt, bedauert Johannes Schmalzl.

Eine weitere Besonderheit ist der Realschulaufsetzer. Die Waldschule ist Realschule und Gymnasium in einem. Für die Schüler, die an die Mittlere Reife das Abitur dranhängen wollen, gibt es das Übergangsschuljahr. Danach wechseln die Schüler zu den Gymnasiasten. „Realschulaufsetzer klingt fürchterlich“, findet Schmalzl. Das ist aber auch seine einzige Kritik.

Überhaupt ist er voll des Lobes für die Schule wie auch für die weiteren 586 Privatschulen im Regierungsbezirk. Eines stellt er aber klar. Die Privatschulen seien keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle Ergänzung in der Schullandschaft. Zudem sei das Schulgeld immer gedeckelt: „Denn wir wollen keine Eliteschulen“.