Dieser Baggersee ist ein beliebter Ausflugsort: Doch erneut wird ein Exhibitionist am Hirschauer See gestellt – und Besucherinnen berichten von zunehmender Unsicherheit.

Der Hirschauer Baggersee ist für viele ein Ort der Erholung. Wer aus Tübingen oder Umgebung kommt, kennt den See – ob für ein kurzes Abtauchen nach Feierabend, ein entspanntes Wochenende mit Picknick oder auch für ein nacktes Bad im eigens ausgewiesenen FKK-Bereich.

 

Wohl genau dort, am südöstlichen Ufer, kam es am späten Samstagabend zu einem Vorfall, der Besucherinnen und Besucher einmal mehr verunsichern dürfte, berichtet der "Schwarzwälder Bote".

Polizei stellt den Exhibitionisten

So steht es in der Polizeimeldung: Zwei Frauen beobachteten den 38-jährigen Tatverdächtigen, wie er gegen 22 Uhr am Ufer agierte. Sie alarmierten die Polizei. Die Beamten trafen den Mann noch vor Ort an. Ihn erwartet nun eine Strafanzeige wegen exhibitionistischer Handlungen. Der Vorfall erinnert an ähnliche Fälle, die in den vergangenen Monaten im Umfeld des Sees gemeldet wurden.

Der Epple-See, wie das Gelände offiziell heißt, ist eine ehemalige Kiesgrube. Naturbelassen, durchzogen von kleinen Pfaden und von Vegetation gesäumt. Es gibt ausgewiesene Liegewiesen – auf der Weilheimer Seite vor allem für Familien, auf der Hirschauer Seite traditionell für Freunde der Freikörperkultur.

Bekenntnis zur FKK-Kultur

„Niemand sollte sich für sein Aussehen schämen“, sagte eine ältere Dame in einem früheren Gespräch mit dem "Schwarzwälder Boten". Sie lobte die entspannte Atmosphäre des FKK-Bereichs.

Die natürliche Umgebung und das dichte Grün rund ums Wasser böten genug Privatsphäre – wenn sie nicht missbraucht werde. „Allein die Kleidung abzulegen, sei befreiend“, sagte sie. „In der Natur kann ich mich am besten entspannen.“

Kritische Stimmen häufen sich

Doch immer häufiger ist von Störungen dieser Entspannung die Rede. Frauen berichten davon, dass sie unangenehm beobachtet oder angesprochen wurden – selbst in Bereichen, die klar gekennzeichnet sind. „Leider kann man sich als Frau oder mit Kindern da alleine kaum aufhalten, weil es Spanner gibt offensichtlich oder hinter Gebüschen. Oder man wird unangenehm angequatscht“, schreibt eine Besucherin in einer Google-Bewertung. Eine andere meint: „Noch besser, wenn jeder Mann wüsste, was sich in der Öffentlichkeit gehört und was nicht.“

Die Zahl der Übergriffe scheint zugenommen zu haben – oder sie werden sichtbarer. Die Polizei reagiert und nimmt Hinweise ernst. In manchen Fällen konnte sie Verdächtige noch vor Ort feststellen.

Weitere Vorfälle am See

Auf der Website der (ehemaligen) Initiative Baggersee Hirschau wird über einige Fälle aus dem Jahr 2024 berichtet. Einer sei erwischt worden: Ein 62-jähriger Verdächtiger erhielt Strafanzeige durch die Polizei. Er hatte sich am 1. September 2024 vor zwei Frauen im Gebüsch versteckt und an seinem Glied manipuliert. Auch im Mai 2025 konnte ein Exhibitionist von der Polizei aufgegriffen.

Doch trotz dieser Zugrifferfolge bleibt die Unsicherheit. Wie geschützt ist die Privatsphäre am Hirschauer See? Da helfen wohl auch die Schilder nicht, die Stadtverwaltung Tübingen aufgestellt hat. „Finger weg“ heißt es dort.