Die Besucherzahlen in den Stuttgarter Bädern gehen zurück, die Aufwendungen für Sanierungen sind nicht immer kalkulierbar, weil es Überraschungen gibt. Die neuen Chefs wollen gegensteuern.

Stuttgart - Die Hallen-, Frei- und Mineralbäder bleiben der Landeshauptstadt lieb und teuer. Der städtische Zuschuss soll sich in diesem Jahr auf 10,1 Millionen Euro belaufen. Es gibt aber neue Unwägbarkeiten.

 

Bei ihrem ersten Auftritt nach dem Neuzuschnitt von Ressorts konnten Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) und der neue Bäderchef Alexander Albrand am Freitag vor dem Wirtschaftsausschuss des Gemeinderates zwar für den Bereich der Freibäder Entwarnung geben. Vor den Besucherzahlen der Mineral- und Hallenbäder steht aber ein Minus. Außerdem droht im Hallenbad Vaihingen, das am 14. November wieder öffnen wird, eine teure Baustelle.

September rettet Freibad-Bilanz

Die Freibäder hätten mit 674 637 Besuchern dank eines starken Septembers die Planzahl des Jahres (650 000) doch noch übertreffen können, sagte Albrand. Man hoffe daher, dass man um den bereits schriftlich angekündigten Nachtragswirtschaftsplan herum komme. Gegenüber dem Vorjahr, in dem die Becken 877 202 Schwimmer aufnahmen, ergab sich wetterbedingt ein starker Rückgang. Dazu trug auch der Mangel an Fachkräften im Untertürkheimer Inselbad bei. Im Mai und Juni konnte es nur von 10.30 bis 19.30 und damit viereinhalb Stunden kürzer geöffnet werden als geplant. Die Badegäste zeigten sich gnädig. Nur zehn gaben ihre Dauerkarten zurück.

Albrand und Thürnau kündigten für den Betrieb eine Bestandsaufnahme an, die bis Mitte 2017 abgeschlossen sein soll. „Wir wollen detailliert wissen, wo unsere Nutzer herkommen und was diese wollen“, sagte Albrand. Der Halbjahresbericht weist für die Mineralbäder Leuze, Cannstatt und Berg einen Rückgang um 22 121 auf 455 500 Badegäste aus. Beim Leuze mache sich die nahe Tunnelbaustelle bemerkbar, Cannstatt stehe in Konkurrenz zum Erlebnisbad F 3 in Fellbach. Die Werbeaktionen sollen daher verstärkt werden. AfD-Stadtrat Bernd Klingler erinnerte an frühere „große Events“ in den Bädern, nun würden diese nur noch „verwaltet“. Lange Schließzeiten bei Revisionen vergraulten außerdem die Kundschaft.

Suche nach Wasserflächen

Neben ihrer Gesamtanalyse wollen Thürnau und Albrand in den nächsten Wochen mit den Bürgermeistern Martin Schairer (Sport, CDU) und Isabel Fezer (Jugend und Bildung , FDP) erörtern, ob die Bäderbetriebe beim Schwimmunterricht helfen könnten. Schulschwimmbecken fallen nicht in ihre Zuständigkeit. Thürnau sprach von der Suche nach „externen Wasserflächen“ und erwähnte das Bosch-Krankenhaus. Bisher nutzt nur die Rosensteinschule das Angebot, dazu braucht es einen Bus, den das Schulverwaltungsamt organisiert hat.

Für die Hallenbäder präsentierte Thürnau dem Ausschuss „eine gute und eine schlechte Nachricht“. Das Hallenbad in Vaihingen könne nach einer Überprüfung der Statik früher als erwartet öffnen, aber in Feuerbach drohen bei der 12,5 Millionen Euro teuren Sanierung nach der Klage einer Firma sechs Monate Verspätung. Die Vergabekammer entscheidet Mitte November. Verliert die Stadt, müssen Abbrucharbeiten neu ausgeschrieben werden. Gewinnt sie, liegt die Verspätung bei drei Monaten.

Dach in Vaihingen hängt durch

Genau genommen überbrachte Thürnau zwei schlechte Nachrichten. Denn das Dach des Vaihinger Hallenbads hängt durch, weil Träger in zu großem Abstand eingebaut wurden. Begrünung, Fotovoltaikanlage und die innere Verkleidung wurden entfernt. 2017 soll saniert werden. Die Kosten sind noch nicht bekannt. Beschlossen hat der Ausschuss die neue Dachabdichtung für das Hallenbad Heslach für eine Millionen Euro.