Wer nur die Ausgaben im Blick hat, wenn es darum geht, ob und wie viel Geld Stadt und Staat an die Kirchen zum Erhalt von Kirchengebäuden zahlen, vergisst, dass die sakralen Gebäude auch prägend für unsere Stadtbilder sind, kommentiert Barbara Czimmer-Gaus.

Stuttgart - Mehr als 100 Millionen Euro hat allein das Land Baden-Württemberg im Jahr 2016 an die evangelischen Landeskirchen und die katholischen Diözesen bezahlt. Die Kritiker der Staatsgelder für Kirchen führen nicht ganz ungerechtfertigt die Kirchensteuer und eigenerwirtschaftete Erlöse ins Feld. Sie würden den Kirchen diese Millionen gern abspenstig machen.

 

Ähnliche Reflexe kommen nun auf, da die Stadt Stuttgart den Obolus neu verhandelt, der für marode Kirchtürme, Uhren und Glocken zu bezahlen ist. Doch zu Ende gedacht ist weder die Kritik an den Landesgeldern, noch die an den Reparaturkosten für Kirchtürme.

Welche Auswirkung die strenge Trennung zwischen Kirche und Staat haben kann, ist in Frankreich zu sehen. Dort hat der Staat Güter, anders als in Deutschland, nie an die Kirche zurückgegeben, sondern den Kommunen die Verantwortung dafür auferlegt. Fehlt den Städten das Geld, wird nicht saniert. Die Folge: viele Kirchen sind in einem erbärmlichen Zustand. Auch die Amtskirchen können nicht einspringen; sie leben ausschließlich von freiwilligen Leistungen. Ohne die gemeinsame Verantwortung für Kirchengebäude könnte es also auch bei uns – Stichwort Mitgliederschwund – bald mehr marode als prächtige Kirchengebäude geben.

Den Stuttgartern sollte der Erhalt der Kirchen etwas wert sein. Schließlich prägen sie das Stadtbild, machen es unverwechselbar. Streiten kann man allenfalls darum, ob der Anteil, mit dem sich die Stadt an den Reparaturen beteiligt, noch angemessen ist. Denn bei der Stadt gilt gleichermaßen wie beim Land: Vertrag ist Vertrag.