Die Beschäftigten des Betonpumpenherstellers Putzmeister müssen sich bis Ende 2028 nicht um ihre Arbeitsplätze sorgen. Geschäftsführung und Betriebsrat haben eine Vereinbarung für die 3200 Mitarbeiter abgeschlossen.

Stuttgart - Die Beschäftigten des Betonpumpenherstellers Putzmeister müssen bis Ende 2028 keine Kündigungen befürchten. Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter des Aichtaler Unternehmens haben nun eine entsprechende Vereinbarung getroffen. „Der Vertrag schreibt die Standortsicherungsvereinbarung der letzten Jahre zuverlässig fort“, teilte Putzmeister mit. Der bisherige Vertrag zur Beschäftigungssicherung wäre Ende 2020 ausgelaufen. Gleichzeitig gewähre die neue Vereinbarung die notwendige Flexibilität, um auf Herausforderungen der Zukunft dynamisch zu reagieren, heißt es in einer Mitteilung. Was dies bedeutet, blieb zunächst unklar. Das Unternehmen war am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Bei der IG Metall hieß es, dass das Unternehmen je nach Arbeitsaufkommen die wöchentliche Arbeitszeit in einem festgelegten Umfang erhöhen oder reduzieren könne – ohne vorherige Zustimmung des Betriebsrates, erläuterte Thomas Maier von der Esslinger IG Metall. Dass Putzmeister diese Regelung ausnutzen werden, glaubt der Gewerkschafter nicht: „Wir haben in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit Putzmeister gemacht.“

 

Es geht auch um die Wirtschaftlichkeit

Es ist durchaus ungewöhnlich, dass ein Mittelständler wie Putzmeister zum einen so frühzeitig – eineinhalb Jahr vor Ablauf der bestehenden Beschäftigungssicherung – und zum anderen für eine so lange Zeit – fast zehn Jahre lang – die Arbeitsplätze absichert. Dies dürfte im Zusammenhang mit einem bereits angekündigten Tranformationsprozess stehen. Damit soll das Unternehmen fit für die Zukunft gemacht werden. „Kostendruck, wachsende Konkurrenz aus Asien sowie die Digitalisierung der betonverarbeitenden Bauindustrie sind Herausforderungen, denen wir uns als Premiumhersteller zukünftig stellen müssen“, hatte Martin Knötgen, Geschäftsführer der Putzmeister Holding, bereits Anfang des Jahres in einer Mitteilung erklärt. Deshalb hat Putzmeister ein Programm initiiert, an dem rund 150 Mitarbeiter aus 15 Ländern mitwirken. Dabei soll es auch um die Steigerung der Wirtschaftlichkeit gehen. Knötgen machte damals deutlich: „Wenn wir in Zukunft nötige Kompetenzen nicht mit der bestehenden Belegschaft abdecken können, werden neue Arbeitsplätze entstehen.“ Für Mitarbeiter, deren Qualifikationen nicht mehr benötigt werden, sollten sozial verträgliche Lösungen gefunden werden.

Die IG Metall war damals alarmiert und befürchtete gar den Abbau von 250 Arbeitsplätzen hierzulande. Tatsächlich sind nun 100 Stellen an den beiden Standorten Aichtal und Gründau (Hessen) gestrichen worden – etwa über Altersteilzeitregelungen. Zudem wurden frei werdende Stellen nicht mehr besetzt. Verhindert werden konnte zudem die ursprünglich geplante Schließung von drei Niederlassungen in Deutschland. Allerdings sollen Teile der Produktion in bereits bestehende Werke nach Indien und in die Türkei verlagert werden, so Maier. Dabei handele es sich vor allem um weniger aufwendige Komponenten, sagt er. Wichtig war der Gewerkschaft aber, dass in Deutschland nicht nur Aktivitäten wie Entwicklung, Verwaltung und Prototypenfertigung verbleiben, sondern auch eine richtige Serienfertigung. Dies sei gelungen, erklärte Maier.

In 90 Ländern aktiv

Der Betonpumpenhersteller, der in 90 Ländern aktiv ist und seit 2012 zum chinesischen Sany-Konzern gehört, beschäftigt weltweit mehr als 3200 Mitarbeitern; früheren Angaben zufolge sollen davon rund 1000 am Firmensitz in Aichtal tätig sein. Putzmeister hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 770 Millionen Euro erzielt. Früheren Angaben zufolge wurden 2017 rund 764 Millionen Euro umgesetzt.

Erst vor kurzem hat der Weltmarktführer im Bereich Betonpumpen den Grundstein für eine neue Niederlassung im Raum München gelegt. Auf knapp 4000 Quadratmetern soll in Moosburg an der Isar ein neuer Service-Standort entstehen. Die bisherige Niederlassung in Eching, die Anfang der 1970er Jahre gebaut wurde, habe den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprochen. In München soll eine zweistellige Zahl an Mitarbeitern tätig sein. Dort soll es genügend Lagerflächen sowie ein für Betonpumpen obligatorischen Waschplatz geben. Die Fertigstellung der Niederlassung ist für das vierte Quartal 2019 geplant.