Die Chinesen haben viel vor: Der Umsatz von Putzmeister aus Aichtal soll in wenigen Jahren verdreifacht werden.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Aichtal - Zu seinem ersten Besuch in Aichtal brachte der neue chinesische Eigentümer von Putzmeister, Wengen Liang, natürlich auch ein Gastgeschenk mit. Liang gehört der Baumaschinenkonzern Sany aus Changsha (Südchina) und seit Kurzem gehört ihm auch der Betonpumpenhersteller aus Aichtal. „Das ist ein Stempel mit Ihrem Namen auf Chinesisch“, sagte Liang launig bei der Überreichung der Gabe an den Putzmeister-Vorstandschef Norbert Scheuch. „Wenn in China etwas abgestempelt ist, dann gilt es.“ Die freundliche Zuwendung allerdings muss Scheuch auch als Verpflichtung auffassen: „Auf dem Stempel steht auch zwei Milliarden“, meint Liang bei der Übergabe.

 

Schon in vier Jahren, so sehen es die Pläne des chinesischen Konzerns vor, soll Putzmeister einen Umsatz von zwei Milliarden Euro erwirtschaften. Für Scheuch eine anspruchsvolle Aufgabe, wird für das laufende Jahr doch erst einmal ein Umsatz von 700 Millionen Euro angestrebt. Doch auch dies ist schon eine deutliche Steigerung: Im vergangen Jahr wurde ein Umsatz von 575 Millionen Euro in die Bücher geschrieben. Putzmeister wird künftig auch das weltweite Betonpumpengeschäft für Sany – mit Ausnahme von China – übernehmen. Wie viel dies zu der geplanten Umsatzsteigerung in den kommenden Jahren beiträgt, ist nach den Worten von Scheuch noch nicht zu berechnen. Im laufenden Jahr aber sollen immerhin 50 Millionen Euro aus dem bisherigen Sany-Umsatz kommen.

Die Umsatzsteigerung kann nach Meinung des Putzmeister-Vorstandschefs allerdings nicht allein mit dem Traditionsprodukt Betonpumpen erreicht werden. In diesem Bereich, so meint Scheuch, könne der Vorkrisenumsatz von einer Milliarde Euro wohl nie mehr erreicht werden. Deswegen soll die Produktpalette deutlich erweitert werden. So ist etwa daran gedacht, künftig auch Betonmischer, Mischanlagen und Kräne zu produzieren. „Wir werden uns um das gesamte Segment der Betonmaschinen kümmern“, sagte Scheuch. Wie viel indes die Chinesen in die Expansion von Putzmeister investieren werden, ließ Liang offen: „Wir werden so viel investieren, wie nötig ist, um die zwei Milliarden Euro Umsatz zu erreichen.“

Die Übernahme von Putzmeister durch Sany soll den Aichtalern nicht nur frisches Geld für das weitere Wachstum und Zugang zu neuen Märkten, sondern auch Einsparungen beim Einkauf bringen, weil von bestimmten Komponenten größere Stückzahlen geordert werden können. Auch damit könnte dann das Ergebnis vor Zinsen und Steuern – im vergangenen Jahr 45 Millionen Euro – noch weiter verbessert werden. Aus der Sicht von Scheuch hat die Übernahme noch einen weiteren, durchaus bemerkenswerten Vorteil: „Ich bin froh, dass ich Sany als Konkurrenten los bin“, sagte der Putzmeister-Chef, der bereits auch in den Vorstand des chinesischen Mutterkonzerns einzog.

Neue Arbeitsplätze dagegen dürfte der Expansionskurs, den Putzmeister nun einschlagen soll, zumindest im Deutschland kaum bringen. „Europa und die USA zählen nicht zu den Märkten, von denen wir uns Wachstum versprechen“, sagte Scheuch. Zusätzliche Beschäftigung dürfte deshalb vor allem „an unseren Niedriglohnstandorten“, also in Brasilien, der Türkei, Indien und China geschaffen werden. In China bleibt Putzmeister weiter als eigenständige Marke tätig.

Momentan beschäftigt das Aichtaler Unternehmen 3000 Mitarbeiter, davon 1100 in Deutschland. In Aichtal sind 800 Beschäftigte tätig, im hessischen Gründau arbeiten 300 Mitarbeiter. In Deutschland kann sich Scheuch aber immerhin eine Zunahme bei den Beschäftigten im Entwicklungsbereich vorstellen: „Wir würden nehmen, soviel wir bekommen können, aber bei Ingenieuren konkurrieren wir mit Daimler und Bosch“, meinte der Vorstandsvorsitzende. Für die Mitarbeiter in Deutschland war im Zuge der Übernahme mit dem Betriebsrat und der IG Metall eine Vereinbarung zur Sicherung der Beschäftigung ausgehandelt worden.

Die Übernahme sei kein Notverkauf gewesen, meinte Scheuch. Da man aber im Grunde mit Betonpumpen nur ein einziges Produkt gehabt habe, sei immer deutlicher geworden, dass man sich einem größeren Unternehmen anschließen müsse. Dies könne helfen, durch ein breiteres Angebot auch Risiken zu reduzieren.

Der Umsatz im gesamten Sany-Konzern soll nach den Plänen von Liang von heute 12,2 Milliarden Euro auf 36,5 Milliarden Euro im Jahr 2017 steigen. Sany ist der größte chinesische Baumaschinenkonzern und erzielte nach den Angaben seines Chefs in den vergangenen zehn Jahren durchschnittliche Wachstumsraten von 60 Prozent im Jahr. „Das Erfolgsrezept sind nicht niedrige Kosten und niedrige Preise, sondern technologische Innovationen und eine hohe Qualität der Produkte“, sagte Liang zu der bisherigen Entwicklung seines Konzerns. Insofern sei Sany „kein typisches chinesisches Unternehmen.“