Der Gemeinderat in Altbach beharrt darauf, dass die Bürgerbeteiligung wie angekündigt stattfindet. Eine Jury soll drei Vorschläge unterbreiten, dann entscheidet der Rat.
Vor wenigen Tagen haben die Bauarbeiten für das neue Kinderhaus in Altbach begonnen. Zum Ende des Jahres soll das Gebäude stehen, damit es an den Innenausbau gehen kann. Die Inbetriebnahme soll im Herbst 2026 erfolgen. Laut Ortsbaumeister Mario Flietner sind die Arbeiten im Zeit- und Kostenrahmen. „Es sieht nicht schlecht aus“, fasste er den momentanen Stand zusammen. Rund 7,7 Millionen Euro soll das neue Kinderhaus kosten. Was noch fehlt, ist ein Name für den ersten Kindergarten, den die Gemeinde selbst baut. Eigentlich sollte die Namensfindung in Form einer Bürgerbeteiligung erfolgen. Dass davon während der jüngsten Sitzung des Gemeinderates wieder Abstand genommen werden sollte, kam beim Gremium nicht gut an. Nun soll das Verfahren zur Namensfindung doch wie ursprünglich geplant durchgeführt werden.
Zu nüchtern: „Kinderhaus Altbach“ löst wenig Begeisterung aus
Was war geschehen? Im Amtsblatt wurden Ende März die Einwohner der Gemeinde dazu aufgerufen, Vorschläge für den Namen des neuen Kinderhauses zu machen. Anschließend solle eine Jury, unter anderem mit Vertretern der Elternschaft, eine Vorauswahl für den Gemeinderat treffen. Erst danach hätte der Gemeinderat die endgültige Entscheidung treffen sollen. Nun unterbreitete die Gemeindeverwaltung während der jüngsten Sitzung des Gemeinderates dem Gremium den Vorschlag, die neue Einrichtung „Kinderhaus Altbach“ zu nennen. „Es ist ein zeitloser Name, ein klarer und deutlicher Name“, begründete Wencke Werner, auf dem Rathaus für die Pädagogische Gesamtleitung zuständig, den Verwaltungsvorschlag. Große Begeisterung löste dieser eher nüchterne Name im Gremium aber nicht aus. Stattdessen rückte während der Sitzung ein anderer Namensvorschlag in den Mittelpunkt.
Gemeinderäte der SPD und der CDU hätten den Namen „Paulinchen“ gut gefunden. Der Name bezieht sich auf Pauline Barth, geborene Berthele. Pauline Barth war von 1892 bis 1935 als Hebamme in Altbach tätig. Hunderte, vielleicht sogar mehr als tausend Geburten soll sie in diesen Jahren, als Hausgeburten noch die Regel waren, begleitet haben. Sie sei eine hoch geachtete Persönlichkeit im Ort gewesen und habe einen Bezug zum Thema Kind, begründet Eckhard Barth, der Urenkel von Pauline Barth, seinen Namensvorschlag. „Und wie es der Zufall will, wohnte sie direkt gegenüber der alten Schule in der Hofstraße 10“, ist der schriftlichen Begründung zu entnehmen. Selbst sei Pauline Barth von ihren Zeitgenossen allerdings nicht „Paulinchen“ genannt worden, betont der Urenkel.
Insgesamt hatten zehn Menschen einen oder mehrere Namensvorschlage eingereicht. Zu den Vorschlägen zählten beispielsweise Alte Schule, Schneckenvilla, Neckarsterne, Tausendfüssler, Hummel-Nest, Abenteuer-Land, Zwergen-Nest oder -Scheune, Villa Kunterbunt, Haus der kleinen Funken, Kinderkraftwerk oder Wirbelwindhaus.
Eine Jury soll drei Vorschläge unterbreiten
Ein Antrag aus den Reihen des Gemeinderates, das Kinderhaus „Paulinchen“ zu nennen, kam nicht. Hintergrund dafür ist, dass mit dem Aufruf zum Einreichen von Vorschlägen eine Diskussion dieser Vorschläge in einer Jury angekündigt worden war. An diesem Plan soll nun festgehalten werden, wie Bürgermeister Martin Funk angesichts der Wortmeldungen im Gremium erklärte. Zunächst muss nun eine Jury gebildet werden. Neben Vertretern der Gemeindeverwaltung und des Gemeinderates sollen auch Pädagogen und Eltern in der Jury vertreten sein. Die Jury soll dem Gemeinderat drei Namensvorschläge unterbreiten, aus denen die Kommunalpolitiker einen auswählen sollen.
Dass die Gemeinderäte auf das Einhalten der angekündigten Bürgerbeteiligung beharrten, hing auch mit den Erfahrungen der Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Kreisverkehrs bei der Sporthalle zusammen. Nach einer umfassenden Bürgerbeteiligung zur Gestaltung der Innenfläche des Kreisverkehrs hatte sich im Jahr 2021 herausgestellt, dass der bereits gekürte Siegerentwurf aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht verwirklicht werden konnte. Dass nun erneut Unstimmigkeiten bei einer Bürgerbeteiligung drohten, wollten viele Gemeinderäte offenbar verhindern.