Eltern, Verwaltung und Erzieher sollen gemeinsam klären, wie die Kinderbetreuung künftig aussehen soll. Zu Beginn gibt es erst mal Differenzen über den richtigen Starttermin.

Gerlingen - Die Stadt hat fast 20 000 Einwohner. Rund 1900 von ihnen sind Kinder bis zum Grundschulalter – 1150 besuchen eine Form der Betreuung. Wie diese künftig organisiert werden soll, ist das Thema einer sogenannten Zukunftswerkstatt. Diese wurde von den Freien Wählern angeregt, und daran sollen alle Beteiligten mitwirken. Über den richtigen Startzeitpunkt aber wurde im Sozialausschuss debattiert. Die Verwaltung wollte Vorgaben von Land und Bund abwarten und nicht vor dem Jahresende beginnen. Dies dauerte manchen Stadträten zu lange. Nun sollen die Vorarbeiten im Mai starten.

 

Die Freien Wähler um Petra Bischoff hatten ihren Antrag im vergangenen November im Gemeinderat eingebracht, das Gremium diesen beschlossen. Danach sollen die Gespräche im Rahmen einer Zukunftswerkstatt ein realisierbares Konzept erbringen, wie die Kinderbetreuung in Gerlingen künftig organisiert wird. Die Initiatoren beobachteten, dass die Verantwortlichen in den vergangenen Jahren ständig damit beschäftigt waren, neuen Vorgaben zu entsprechen. Die Schullandschaft habe sich ebenso verändert, und werde sich weiter verändern, wie die Ansprüche der Eltern und die gesetzlichen Vorgaben, beispielsweise zur Betreuung an der Grundschule. Die Stadträte stellen sich vor, dass an den Gesprächen die Pädagogen aus der Kinderbetreuung ebenso beteiligt sind wie Eltern, Verwaltung und Gemeinderat.

Dem Zeitplan widersprochen

Das Vorhaben an sich stieß bei den Stadträten auf Zustimmung; die Empfehlung der Verwaltung, dies erst zum Jahresende zu starten, rief aber Widerspruch hervor. Man solle nicht warten, bis die Vorgaben kommen, forderte Ulrike Stegmaier (Grüne). Man müsse den Bedarf ermitteln und fragen, weswegen die Menschen in Gerlingen im Moment so aufgebracht seien. „Es geht darum, Betroffene zu Wort kommen zu lassen und zuzuhören.“ Wünsche, Gedanken und Meinungen müssten aufgenommen werden. Der Workshop werde ein längerer Prozess.

Nino Niechziol (Junge Gerlinger) schlug vor, diesen im September zu starten. Ende 2018, wie von der Verwaltung angeregt, ist auch Barbara Günther (SPD) zu lange – ebenso wie für Petra Bischoff. „Das geht an dem vorbei, was wir uns gedacht haben. Die Ist- und Bedarfsanalyse kann man relativ früh klären. Je früher, umso besser“, sagte sie. Im Mai oder Juni könne man beginnen. Das Jahresende als Starttermin ist auch für Gabriele Badenhausen (CDU) zu spät. Das sei „gar nicht gut für diejenigen, denen das Thema auf den Nägeln brennt“.

In Stuttgart 3400 Kinder auf der Warteliste

„Wir wollen, dass das Thema Hand und Fuß hat und den Eltern etwas Verbindliches anbieten“, begründete die Erste Beigeordnete Martina Koch-Haßdenteufel die Zurückhaltung der Verwaltung. Und Stefan Fritzsche vom Amt für Jugend, Familie und Senioren erinnerte daran, dass in Stuttgart 3400 Kinder auf einen Betreuungsplatz warteten – „in Gerlingen kein einziges“.

Schließlich einigte man sich darauf, die Befragung der Einwohner zum Stadtentwicklungskonzept abzuwarten, die im April abgeschlossen sein soll. Auch dabei spielt das Thema Schule eine Rolle. Vorgespräche zur Zukunftswerkstatt Kinderbetreuung sollen dann im Mai beginnen.

Der Gesamtelternbeirat sieht das Vorhaben positiv. Das größte Anliegen sei, so dessen Vorsitzende Katrin King gegenüber unserer Zeitung, dass der Bedarf der Eltern transparent werde. Die Abfrage dürfe nicht um Monate verzögert werden. „Vielleicht kommt heraus, dass das Angebot passt – nur die Verteilung stimmt noch nicht.“