In mittlerweile zwei Tarifrunden sind die Chefinnen der Kinderbetreuungseinrichtungen leer ausgegangen. Eine bessere Eingruppierung, wie sie die Stadt Stuttgart anbietet, verpuffe, sagen die Initiatorinnen. Nun haben sie eine Onlinepetition gestartet.

Die Zeit der Coronapandemie hat einmal mehr die Leistungsfähigkeit der Erzieherinnen und Erzieher herausgefordert. Mehrarbeit wegen der Testungen und wegen der Meldepflicht an das Gesundheitsamt fiel an, und darüber hinaus musste das Leitungspersonal der Kitas wegen vieler Krankheitsfälle im Kollegium oft im Gruppendienst einspringen, die Büroarbeit blieb bis zum Abend liegen.

 

Keine Tariferhöhungen für Chefinnen

„Während Corona haben wir oft genug schon am Sonntag gearbeitet, wir mussten ja in Erfahrung bringen, welche neuen Verordnungen greifen, ob und wie wir die Einrichtung am Montag öffnen dürfen“, sagt Tanja Renkl-Evers. Was die Leiterin der Kita Rominger ärgert: „Die Belastungen waren und sind hoch, aber man ist nicht auf die Idee gekommen, dies tariflich oder – wie bei den Beschäftigten im Gruppendienst – übertariflich mit dem Tarif plus zu belohnen. Dabei wäre Wertschätzung gegenüber unserer Arbeit durchaus angebracht.“

Vor vier Wochen haben Tanja Renkl-Evers und Kolleginnen deshalb die Kampagne „WertschätzungJetzt!“ gestartet und ihr mit einer Online-Petition Gewicht verliehen. „Wir fordern die Ausweitung des Berechtigtenkreises des Tarif plus für alle Eingruppierungen bis Entgeltgruppe 18 sowie die Ausbezahlung einer Leitungspauschale für Stuttgarter Leitungskräfte von mindesten 200 Euro monatlich ab spätestens Januar 2023“, heißt es in der Petition, die vor vier Wochen im Internet gestartet ist und auf Anhieb 100 Unterstützer fand. Am Montag waren es bereits 166 Befürworter.

Petition soll den Druck erhöhen

Als Gründe für eine bessere Entlohnung zählen die Petentinnen zuhauf auf: Kitaleitungen prägten die pädagogische Qualität in ihren Einrichtungen. Sie verantworteten den Kinderschutz, die Fachkräfteausbildung, die Familienpartnerschaft und die Personalpflege in ihren Einrichtungen „unter teilweise schwierigsten Rahmenbedingungen“. Die Coronajahre hätten eine erhebliche Flexibilität, Mehrarbeit, Belastbarkeit und Fachkenntnisse gefordert.

Deshalb sei nun die „Gleichberechtigung aller pädagogischen Fachkräfte im Stuttgarter Kitawesen sowie eine Anerkennung der herausfordernden Leitungstätigkeit mit einer Leitungspauschale“ angesagt. Die Landeshauptstadt Stuttgart zahlt den Tarif plus seit 2013 als Zulage an alle Pädagoginnen und Pädagogen im Gruppendienst. Allerdings werden nur jene bedacht, die in der Entgeltgruppe 9 angesiedelt sind. Die Zulage in Höhe von 100 Euro brutto bei einer Vollzeitanstellung – und die ist in Führungspositionen meistens der Fall, entfällt somit für Kitaleitungen. Auch bei den jüngsten Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst sind die Erzieherinnen und Erzieher in Leitungsfunktion leer ausgegangen: Mehr bekommen ab 1. Juli 2022 nur diejenigen, die im Gruppendienst tätig sind.

„Für die Gewerkschaften ist das eine Blamage, sagt Tanja Renkl-Evers, das jüngste Ergebnis der Tarifpartner habe dazu geführt, dass ihr endgültig der Kragen geplatzt sei. „Wir fordern neben dem Tarif plus deshalb einen Ausgleich für den Tarifzuschlag, der uns versagt worden ist. In der Summe macht das eine Leitungspauschale in Höhe von 200 Euro aus.“

Beschwerdebrief an die Stadtverwaltung

In einem Brief an OB Frank Nopper, an Isabel Fezer, die Bürgermeisterin für Jugend und Bildung sowie an die Gemeinderatsfraktionen bittet Tanja Renkl-Evers nun darum, entsprechende politische Beschlüsse in die Wege zu leiten.

Die Stadt Stuttgart wirbt zwar mit einer höheren Eingruppierung von Erzieherinnen und Erziehern in Leitungsfunktion, die ist jedoch an die Zahl der zu betreuenden Kleinkinder gekoppelt. „Doch ausgerechnet im Herbst wird erhoben, wie viele Plätze in den Kitas tatsächlich belegt sind – ein Zeitpunkt, an dem in der Regel die wenigsten Plätze belegt sind“, sagt die Petentin. Denn die Sechsjährigen seien da schon eingeschult, die Neulinge noch nicht da.

„Beifallklatschen und Schulterklopfen reicht nicht aus“, sagt die Kita-Leiterin. Eine Antwort auf ihren Brief vom 13. Juni hat sie noch nicht bekommen, weder vonseiten der Stadtverwaltung noch von den Fraktionen. Sie kündigt an: „Wenn nichts geschieht, müssen wir in der Stadt demonstrieren und so auf das Problem aufmerksam machen .“